Imposter-Syndrom: Der stille Schmerz hinter dem Erfolg

von | Persönliche Entwicklung | 0 Kommentare

„Ich glaube, irgendwann merken alle, dass ich gar nicht so kompetent bin, wie sie denken.“

Vom Imposter-Syndrom hatte Rafaela bis vor Kurzem noch nie gehört. Die Chefin einer wachsenden Softwarefirma mit 40 Mitarbeiter war immer die treibende Kraft, empathisch und voller Ideen.

In letzter Zeit aber schleichen sich Zweifel in ihren Alltag. Was früher leicht fiel, fühlt sich schwer an. Nach außen souverän, fragt sie sich im Inneren: Bin ich dieser Position wirklich gewachsen? Habe ich das alles überhaupt verdient?

Gerade hat sie sich von ihrem Partner getrennt, auch hier nagt Unsicherheit: Bin ich vielleicht auch privat nicht beziehungsfähig? Wenn man sie fragt, was sie im Moment am meisten beschäftigt, sagt sie: „Ich möchte diese lähmenden Selbstzweifel loswerden und mehr Leichtigkeit spüren. Ich möchte in meiner Rolle als Chefin, aber auch privat zur Ruhe kommen.“

 

INHALT

Text Imposter-Syndrom

1. Imposter-Syndrom: Psychologische Analyse
2. Imposter-Syndrom: Praktische Anwendung
3. Psychologie: woher das Imposter-Syndrom kommt
4. Imposter -Syndrom: Philosophische Analyse
5. Selbsttest: Habe ich das Impostor-Syndrom?
6. Impulse gegen das Imposter-Syndrom

 

1. Imposter-Syndrom: psychologische Analyse

Rafaelas Symptome deuten auf das Imposter-Syndrom – ein psychologisches Muster, bei dem erfolgreiche Menschen ihre Leistungen innerlich abwerten. Sie fühlen sich wie Hochstapler, obwohl es dafür keine objektiven Gründe gibt.

 

Die wichtigsten Anzeichen bei Rafaela:

• Leistungszweifel trotz Erfolgsbilanz
• Perfektionismus & Kontrollzwang
• Schwierigkeiten, Lob anzunehmen
• Private Krisen verstärken die Selbstzweifel

 

Warum Führungskräfte besonders betroffen sind

Führung bedeutet vor allem Entscheidungskraft und Verantwortung. Wer oben steht, ist exponiert – und damit auch besonders anfällig für innere Zweifel. Viele Führungskräfte wie Rafaela sind mit dem Glaubenssatz aufgewachsen, dass nur Leistung zählt. Versagen gilt nicht als Option. Dieses Mindset begünstigt jedoch innere Selbstsabotage – gerade dann, wenn äußere Erfolge nicht mehr reichen, um die Selbstzweifel zu beruhigen.

 

2. Imposter-Syndrom: praktische Anwendung

Das Imposter-Gefühl wird nicht durch mehr Leistung leiser, sondern durch bewusste Veränderung im Innen wie im Außen. Rafaela beginnt, ihren Alltag in kleinen, aber wirksamen Schritten neu zu strukturieren – mit einem klaren Ziel: weniger Druck, mehr Vertrauen. Vier Hebel helfen ihr dabei:

 

1. Kontrolle abgeben – Vertrauen systematisch aufbauen

Statt alles selbst zu steuern, lernt Rafaela, gezielt Verantwortung zu delegieren. Das ist kein Kontrollverlust – sondern eine bewusste Übung in Vertrauen. Wöchentlich gibt sie zwei Aufgaben an ihr Team ab und reflektiert, was ihr dabei schwerfällt. So wird Delegation nicht zur Schwäche, sondern zur Führungsqualität.

 

2. echte Erholung schaffen

Rafaela erkennt: Pausen müssen nicht verdient werden – sie sind notwendig. Deshalb plant sie ihre Erholung aktiv:

• Fixe Ruhezeiten im Kalender, die nicht verhandelbar sind – z. B. tägliche Offline-Stunden am Nachmittag.
• Homeoffice-Tage für mehr Fokus und weniger soziale Dauerpräsenz.
• Bildschirmfreie Morgenroutine: Die ersten 30 Minuten nach dem Aufstehen gehören nur ihr – ohne E-Mails, ohne Nachrichten, ohne Scrollen. Stattdessen: Kaffee, Gedanken ordnen, Atem spüren.

 

3. Private Ressourcen aktivieren – nicht nur funktionieren

Rafaela plant regelmäßige Wochenenden mit engen Freundinnen, bewusst außerhalb des Alltags. Kein To-do, keine Rollen – nur Sein. Diese Auszeiten sind nicht Eskapismus, sondern psychologische Stabilisierung: Wer sich im echten Kontakt gespiegelt sieht, findet zurück zur Selbstwahrnehmung.

 

4. Selbstwirksamkeit dokumentieren

Innere Zweifel lassen sich nicht „wegdenken“ – aber sie verlieren an Macht, wenn Fakten dagegenstehen. Rafaela beginnt ein Ritual: Wöchentlich hält sie schriftlich fest, was ihr gelungen ist – in Leistung, Beziehungen und in ihrer Selbstfürsorge, die auch eine Form gelebter Philosophie ist. So entsteht über Zeit ein Gegenbild zur inneren Stimme des „Nicht-genug“.

 

Fazit:

Rafaelas Veränderung beginnt nicht mit einem großen Umbruch, sondern mit vielen kleinen Entscheidungen für sich selbst. Kontrolle weicht Vertrauen, Dauerleistung wird durch Struktur ersetzt – und Selbstfürsorge wird zur Führungsdisziplin.

 

 

3. Psychologie: woher das Imposter-Syndrom kommt

Das Imposter-Syndrom setzt oft dort an, wo unsere persönlichen Werte und Erwartungen auf alte, eingeschriebene Glaubenssätze treffen – und uns daran zweifeln lassen, ob wir wirklich „genug“ sind.

 

1. Frühe Prägung: Leistung = Liebe

Viele Betroffene haben früh gelernt: Nur wenn ich etwas leiste, werde ich gesehen. Diese Verknüpfung wird zum inneren Antreiber und verhindert echte Selbstannahme.

 

2. Der innere Kritiker übernimmt die Führung

Statt mitfühlend mit sich umzugehen, hören Menschen wie Rafaela ständig die Stimme: „Du bist nicht gut genug. Andere schaffen das besser. Gleich merkst du, dass du versagst.“ Dieser innere Kritiker lässt sich einfach nicht so leicht zum Schweigen bringen.

 

3. Bindung und Sicherheit – das unterschätzte Fundament

Die Trennung von ihrem Partner wirkt wie ein Katalysator: Auch im Privaten bricht ein Halt weg. Wenn Bindung unsicher ist, verstärkt das das Bedürfnis, sich durch Kontrolle abzusichern – im Job und in Beziehungen.

 

4. Die Sehnsucht hinter dem Zweifel: gesehen werden

Am Ende geht es Rafaela selbst nicht nur um Leistung. Sie wünscht sich, gesehen zu werden – nicht nur für das, was sie tut, sondern für das, was sie ist. Der Ausstieg aus dem Imposter-Syndrom beginnt mit genau dieser Frage: Darf ich einfach so sein – ohne Beweis?

 

Fazit:

Rafaelas Weg beginnt mit einem ehrlichen Blick nach innen. Ihre Zweifel sind kein Zeichen von Schwäche – sondern ein Ruf nach echter Verbindung: zu sich selbst, zu anderen, zu einem gesunden Selbstwert. Und genau darin liegt ihre wahre Stärke.

 

 

4. Imposter -Syndrom: Philosophische Analyse

Simone de Beauvoirs Werk ´Das andere Geschlecht´ wirft ein klares Licht auf Rafaelas Imposter-Syndrom. Das Buch unterstreicht, dass Frauen nicht dazu verdammt sind, passiv den Erwartungen anderer zu folgen.

Rafaelas Selbstzweifel, Perfektionismus und die Krise nach der Trennung zeigen, wie sie durch äußeren Druck und ihren inneren Anspruch, perfekt zu sein, gelähmt wird. Diese Lähmung droht, sie in eine passive Rolle zu drängen, in der sie nur reagiert, statt aktiv ihr Leben zu gestalten. Als Frau in einer Führungsrolle fühlt sie sich ständig unter Beweiszwang, was ihre Unsicherheiten verstärkt.

 

1. Der Konflikt: Gefangen im Blick der anderen

Rafaelas Angst, „nicht genug“ zu sein, entspringt dem Druck, als Frau in einer Führungsposition im oberen Management ständig Leistung zu beweisen. Dieser Beweiszwang prägt ihre Selbstzweifel. Ihre Trennung verstärkt den Drang, auch privat Anerkennung zu suchen, was sie in die Passivität des ständigen „Beweisens“ treibt.

 

2. Authentizität als Befreiung

Beauvoir betont, dass Freiheit bedeutet, sich selbst zu erschaffen. Rafaelas Perfektionismus bindet sie an fremde Maßstäbe, die sie lähmen. Authentisch zu sein heißt, ihre Rolle als Chefin und Privatperson ohne ständige Rechtfertigung zu leben.

 

Fazit

Beauvoir zeigt, dass Rafaelas Imposter-Syndrom aus dem Druck der „Anderen“ und ihrem Perfektionismus stammt, die sie in Passivität zu zwingen drohen. Indem sie ihre Freiheit und Authentizität annimmt, kann sie diese Lähmung überwinden und selbstbewusst handeln – beruflich wie privat.

 

5. Selbsttest: Habe ich das Imposter-Syndrom?

 

Anleitung: Beantworte die 8 Fragen in vier Kategorien mit Ja, Manchmal oder Nein. Notiere deine Antworten und zähle die Punkte:

• Ja: 2 Punkte
• Manchmal: 1 Punkt
• Nein: 0 Punkte

 

Kategorie 1: Selbstzweifel und Erfolgszuschreibung

 

1. Glaubst du oft, dass deine Erfolge nur Glück oder Zufall sind?
2. Fühlst du dich, als hättest du deinen Erfolg nicht wirklich verdient?

 

Kategorie 2: Perfektionismus und innerer Druck

 

3. Setzt du dich unter Druck, perfekt zu sein, um deine Rolle zu rechtfertigen?
4. Spürst du einen inneren Kritiker, der deine Leistungen abwertet?

 

Kategorie 3: Anerkennung und private Unsicherheiten

5. Fällt es dir schwer, Lob anzunehmen, ohne es herunterzuspielen?
6. Verstärken private Unsicherheiten (z. B. in Beziehungen) deine beruflichen Zweifel?

 

Kategorie 4: Äußerer Druck

 

7. Spürst du Druck, dich ständig beweisen zu müssen, um von anderen akzeptiert zu werden?
8. Hast du Angst, dass Kollegen oder Vorgesetzte deine Kompetenz anzweifeln könnten?

 

Auswertung

 

• 0–3 Punkte: Geringe Anzeichen für das Imposter-Syndrom. Du bist meist selbstsicher, aber achte auf vereinzelte Zweifel.
• 4–8 Punkte: Moderate Anzeichen. Selbstzweifel bremsen dich gelegentlich. Reflexion oder Gespräche können helfen.
• 9–16 Punkte: Starke Anzeichen für das Imposter-Syndrom. Deine Zweifel beeinflussen dich deutlich. Erwäge, aktiv daran zu arbeiten, z. B. durch Selbstreflexion oder professionelle Unterstützung.

 

Fazit Imposter-Syndrom

Das Imposter-Syndrom erwischt Männer genauso wie Frauen – aber gerade Frauen in Führungspositionen, wie Rafaela, spüren den Druck oft stärker. Ständig das Gefühl, sich beweisen zu müssen, kann echt zermürbend sein.

Raus kommt man nicht durch noch mehr Leistung, sondern durch mehr Vertrauen in sich selbst. Wer aufhört, perfekt sein zu wollen, gewinnt nicht nur innere Ruhe, sondern auch echte Stärke.

 

6. Impulse gegen das Imposter-Syndrom

Selbstzweifel erkennen und selbstbewusster handeln.

🔹 1. Erkenne deinen inneren Kritiker – und sprich mit ihm

„Ich kann das nicht.“ – Psychologin Dr. Valerie Young erklärt, dass solche Sätze meist alte Denkmuster sind, keine Fakten. Beobachte, was du denkst – und prüfe: Stimmt das wirklich? Oder ist es nur ein altes Echo?

🔹 2. Angst wahrnehmen, ohne ihr die Führung zu geben

Angst ist menschlich, besonders wenn du sichtbar wirst. Aber sie muss nicht deine Entscheidungen steuern. Schon eine kurze Atemübung senkt laut einer Studie der Harvard Medical School (2019) spürbar den Stresslevel und schafft innere Klarheit.

🔹 3. Durchschau mentale Trugschlüsse

„Die anderen sind klüger“, „Ich hatte einfach Glück“ – klingt logisch, ist es aber selten. Die Psychologie spricht hier von kognitiven Verzerrungen. Frag dich: Würde ich das auch so über jemand anderen sagen? Wenn nicht – warum über mich?

🔹 4. Haltung wirkt – innen wie außen

Psychologin Prof. Tanja Gabriele Baudson (Uni Koblenz) betont: Körperhaltung beeinflusst Selbstwahrnehmung. Gerade bei Unsicherheit hilft ein aufrechter Stand, ein klarer Blick – nicht nur für dein Gegenüber, sondern auch für dich selbst.

🔹 5. Starte – auch wenn’s nicht perfekt ist

Prokrastination schützt oft vor Zweifeln, weil Aufschieben uns vor der Angst bewahrt, zu scheitern oder nicht gut genug zu sein. Hilf dir mit der 2-Minuten-Regel: Was in zwei Minuten geht, erledige sofort. Oder fang eine große Aufgabe einfach zwei Minuten an. So zeigst du dir: Ich kann loslegen.

🔹 6. Austausch statt Anerkennungssuche

Such dir empathische Menschen, bei denen du nichts beweisen musst. Das stärkt Zugehörigkeit und schützt davor, dich über Leistung zu definieren.

🔹 7. Präsenz statt Perfektion

Studien zur emotionalen Intelligenz (z. B. Daniel Goleman, 2006) zeigen: Authentizität macht dich glaubwürdig. Echtheit zieht an – weit mehr als Perfektion.

🔹 8. Von „Ich muss“ zu „Ich darf“

Frag dich: Will ich das – oder glaube ich, ich muss es tun, um Anerkennung zu verdienen? Wenn du erkennst, dass du bereits wertvoll bist, musst du dich nicht mehr beweisen. Das entlastet und stärkt dich von innen heraus.

 

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© Timo ten Barge 26.06.25

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