Schwarze Rhetorik: wie wehre ich mich?

von | Soziale Kompetenzen | 3 Kommentare

Als Thomas zum Life Coaching kommt, wünscht er sich, etwas souveräner und schlagfertiger gegenüber seinen Kunden aufzutreten. Er erwähnt gleich am Anfang das Stichwort ’schwarze Rhetorik‘. Nach einem Burnout als Angestellter hat er sich als Innenarchitekt selbstständig gemacht. Jetzt hat er oft mit Bauherren und Handwerkern zu tun.

 

Respektlosigkeit

Mit dem Fehlverhalten der Handwerker wie Unpünktlichkeit und Unhöflichkeit hat er sich mittlerweile abgefunden. Bei einem bestimmten Bauherren missfällt ihm der rüde, unhöfliche Ton und der fehlende Respekt ihm gegenüber.

 

unfaire Kritik

Die unfaire Kommunikation mit dem grantigen Bauherren allerdings überfordert ihn. Daran möchte er etwas ändern, das möchte er nicht erneut erleben. Als dieser ihn nämlich einmal sogar vor den Kunden kritisiert und gemeint hatte. Thomas würde seine Arbeit nicht richtig machen und die Kunden mit seiner laschen Art vergraulen, war Thomas sehr wütend und verletzt. Vor allem, weil die Kundenbetreuung nicht in seinen Aufgabenbereich fällt, sondern Aufgabe des Bauherren ist.

 

Gekränktheit

Vor den Kunden wollte Thomas aber keine Diskussion anfangen und wusste einfach nicht, wie er sich verhalten sollte. Der Höhepunkt des Ganzen war schließlich, dass der Bauherr Thomas auch noch den Rücken zukehrte, bevor er irgendetwas erwidern konnte, und ihn vor den Kunden als naiven, aber sonst netten Kerl bezeichnete. Von mir wollte Thomas daraufhin wissen, wie er reagieren sollte, wenn so etwas noch einmal erleben sollte.

 

Inhalt

Text: Schwarze Rhetorik: wie wehre ich mich?

1. Analyse und praktische Tools
2. Faire Kommunikation oder Manipulation?
3. Schwarze Rhetorik: Reframing
4. Schwarze Rhetorik und Philosophie
5. schwarze Rhetorik vermeiden: Kommunikationsstile
6. Schwarze Rhetorik: 10 Tipps
7. Fazit: schwarze Rhetorik, wie ich mich wehre

 

 

1. Schwarze Rhetorik: Analyse und praktische Tools

 

Thomas und ich arbeiten gemeinsam an zwei Zielen, um seine Situation zu verbessern:

 

Ziel 1: Steigerung des Selbstwerts

Selbstwert bezieht sich darauf, wie wir uns selbst sehen und bewerten. In Thomas‘ Fall ist sein Selbstwert in sozialen Situationen und beim Umgang mit Kritik herausgefordert, was seine Selbstakzeptanz und Selbstsicherheit beeinflusst und sich auf seine berufliche Interaktion mit Kunden und Bauherren auswirkt.

 

Praktische Tools:

  1. Tagebuch für Selbstreflexion: Thomas führt regelmäßig ein Tagebuch, in dem er Gedanken und Gefühle festhält, um seine Selbstwahrnehmung zu vertiefen und positive Aspekte an sich selbst zu erkennen.
  2. Selbstfürsorge-Praktiken: Thomas nimmt sich bewusst Zeit für Selbstfürsorge, durch Meditation, Entspannungsübungen oder Hobbys, die ihm Spaß machen.

 

Ziel 2: Gewaltfreie Kommunikation

Gewaltfreie Kommunikation ist eine Methode, Konflikte respektvoll und effektiv zu lösen, ohne andere zu verletzen oder abzuwerten.

 

Praktische Tools zur Gewaltfreien Kommunikation:

  1. Schlagfertigkeit in Rollenspielen üben: Thomas und ich führen Rollenspiele durch, um souveräne Reaktionen auf kritische Kommentare zu üben.
  2. Ich-Botschaften verwenden: Er drückt Gedanken und Gefühle in „Ich-Botschaften“ aus, um Missverständnisse zu vermeiden und seine Perspektive klarzustellen.

 

2. Schwarze Rhetorik: Faire Kommunikation oder Manipulation?

Wann ist Kommunikation fair und zielführend und wann dient sie nur dazu, andere auf unrechte Weise zu beeinflussen – also andere zu manipulieren? Rhetorik wird unfair, wenn sie dazu benutzt wird, andere Menschen zu etwas zu bewegen, ohne dass diese wissen, dass sie nur den Zielvorgaben des Manipulators dienen sollen, wie bei Thomas der fall ist. Dies geschieht, indem wir:

 

1. keine Rücksicht auf andere nehmen: Die Bedürfnisse und Gefühle von Thomas werden angegriffen. (Er wird als Angsthase dargestellt und es wird an seinen Burnout erinnert.)

2. ein verzerrtes Bild zeichnen: Die Schuld liegt (immer) beim anderen (also bei Thomas), selbst ist man der Kompetente (der Bauherr).

3. dem anderen gegenüber kein Respekt entgegen bringen: oder der andere sogar (vor anderen) klein gemacht wird: Der Bauherr bezeichnet Thomas vor den Kunden als lasch und naiv.

4. Kontrolle oder Macht demonstrieren: Zum Beispiel, wenn sich eine Person (der Bauherr) abwendet und dem Gesprächspartner (Thomas) dadurch nur geteilte Aufmerksamkeit widmet oder ihn einfach ignoriert. Voraussetzung ist, dass diese Art der unfairen Kommunikation bewusst angewandt wird, um ein gewünschtes Resultat zu erzielen. Dabei wird in Kauf genommen, dass andere seelischen Schäden erleiden.

 

3. Schwarze Rhetorik: Reframing

Aussage: „Sie sind immer so ängstlich.“
Antwort: „Sie finden, dass ich ängstlich bin? Ich würde es Behutsamkeit nennen.
Schlagfertigkeit: Wenn eine umfassende Risikoanalyse gefragt ist, bin ich sehr genau.“

Aussage: „Sie sind echt naiv.“
Antwort: „Sie sagen, dass ich naiv bin? Ich würde es Optimismus nennen.
Schlagfertigkeit: Wenn ich Negatives gegen Positives abwiege, wähle ich oft das, was meiner Lebenseinstellung entspricht.“

 

Faire Kommunikation

Das zeichnet sich dadurch aus, dass das eigene Verhalten anderen gegenüber transparent und authentisch ist. Dabei wird das Gesagte normalerweise gespiegelt, Bedürfnisse und Ziele werden auf beiden Seiten deutlich. Gefühle werden nicht verletzt. Eine Rechtfertigung oder ein Angriff sind überflüssig und meistens kontraproduktiv. Zielführender ist es, mit fairer Kommunikation zu kontern. Das nämlich ist ein Zeichen von Stärke.

 

Manipulative Kommunikation

Manipulative Kommunikation zeichnet sich dadurch aus, dass ein Gespräch bewusst gelenkt wird. Gezielt wird Einfluss auf den Gesprächspartner genommen. Dafür werden rhetorische Stilmittel eingesetzt. In der Folge entstehen beim Opfer Ärger und Wut, werden aber oft unterdrückt.

Menschen, die an der Arbeit Opfer von manipulativen Gesprächspartnern sind, fühlen sich manchmal zum Jobwechsel gezwungen. Es ist daher wichtig, Manipulationstechniker zu erkennen und kontern zu können.

 

4. Schwarze Rhetorik und Philosophie

Schon bei dem Philosophen Aristoteles war die Rhetorik Redekunst, die Kunst der Überzeugung, nicht der Überredung. Beim Überzeugen steht faire Kommunikation im Mittelpunkt. Überreden lässt aber Spielraum für Manipulation.

Ein Aspekt von schwarzer Rhetorik ist das Anwenden sogenannter „Killerphrasen“ Diese Phrasen werden oft benutzt, um jemanden herabzusetzen. Dadurch werden Werte verletzt. Es wird oft auf die Person angespielt und nicht auf die Sache. So entstehen Konflikte und eine Kommunikation wird unmöglich.

Durch ein Reframing kann das Gesagte in einen günstigeren Rahmen eingefügt werden. Das klappt, wenn die Aussage gespiegelt und positiv umgedeutet wird. So kommt es zu einem Perspektivenwechsel, der die Kommunikation fördert.

 

5. schwarze Rhetorik vermeiden: Kommunikationsstile

Nach Shelly Gable lassen sich 4 Kommunikationsstile unterscheiden:

1. passiv konstruktiv
in der Aussage: sachlich und positiv bewerten
in der Körpersprache: wenige Emotionen zeigen

2. aktiv konstruktiv
in der Aussage: positive Gefühle, Anerkennung und Wertschätzung ansprechen und äußern
in der Körpersprache: Zuwendung zeigen und lächeln

3. passiv destruktiv
in der Aussage: plötzlicher Themenwechsel, Beitrag ignorieren
in der Körpersprache: kaum Resonanz

4. aktiv destruktiv
in der Aussage: Probleme ansprechen, negative Emotionen zeigen, Kritik an Person üben
in der Körpersprache: abwenden, abwertende Mimik

 

Was nutzen mir diese Kommunikationsstile?

  • Ich kann Absichten des Redners am Stil erkennen (passiv und aktiv destruktiv).
  • Ich kann versuchen, andere aus ihrer Destruktivität/Passivität herauszuholen.
  • Ich kann vermeiden, dass meine Werte verletzt werden.
  • Privat und beruflich kann ich versuchen, den aktiv konstruktiven Kommunikationsstil anzuwenden.
  • Ich kommuniziere selbstbewusst und bin selbstbestimmt.

 

 

6. Schwarze Rhetorik: 10 Tipps

 

Hier sind 10 Tipps, um schwarze Rhetorik zu vermeiden und einen gesunden Kommunikationsstil zu fördern.

  1. Umgang mit narzisstischen Chefs: Setze klare Grenzen und lasse dich nicht von übermäßigem Egoismus beeindrucken.
  2. Arbeite an deinem Selbstwertgefühl, um dich gegenüber manipulativen Taktiken zu stärken.
  3. Entwickle ein selbstbewusstes und positives Mindset, um dich von negativen Kommentaren nicht beeinflussen zu lassen.
  4. Umgang mit Scham: Erkenne, dass Schamgefühle oft von manipulativen Personen ausgenutzt werden. Vertraue auf dein Selbstwertgefühl.
  5. Umgang mit Scheinargumenten: Lerne, scheinbare Argumente zu entlarven, indem du nach Beweisen und Fakten fragst.
  6. Smalltalk und Kommunikation: Übe Smalltalk, um deine Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und Vertrauen aufzubauen.
  7. Resilienz und Stressbewältigung: Stärke deine Resilienz, um besser mit schwierigen Situationen umzugehen.
  8. Verwende „Ich-Botschaften, um deine Gefühle und Bedürfnisse klar auszudrücken.
  9. Bleibe gelassen und cool: Wenn du mit schwarzer Rhetorik konfrontiert wirst, bewahre deine Ruhe und bleibe cool. Emotionale Reaktionen können die Situation verschärfen.
  10. Arbeite an deinem inneren Kritiker: Reflektiere deine eigenen Unsicherheiten und Ängste, die schwarze Rhetorik auslösen kann.

 

7. Fazit: schwarze Rhetorik, wie ich mich wehre

In Thomas‘ Situation als selbstständiger Innenarchitekt, der Kunden und Bauherren gegenübersteht, treten verschiedene Formen der schwarzen Rhetorik auf. Diese reichen von mangelndem Respekt und Unfairness bis hin zu manipulativer Kommunikation. Thomas hat erkannt, dass er sich gegen diese Art der Rhetorik achtsam wehren und seine Kommunikationsfähigkeiten verbessern muss, um in beruflichen Situationen selbstbewusster und schlagfertiger aufzutreten, dabei jedoch Empathie zu bewahren.

Thomas‘ Erfahrung zeigt deutlich, wie wichtig es ist, die Fähigkeit im achtsamen Umgang mit schwarzer Rhetorik zu entwickeln, um erfolgreich in verschiedenen sozialen und beruflichen Kontexten agieren zu können und dabei empathisch zu bleiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

© Timo ten Barge [25.12.2018]

 

Du hast Fragen, oder möchtest einen Kommentar abgeben? Dann schreibe mir doch gerne eine Nachricht gleich hier unten.

3 Kommentare

  1. Gabi

    Lieber Timo,
    Danke, das Thema Rhetorik ist echt interessant und informativ.
    Liebe Grüße,
    Gabi

    Antworten
    • Timo

      Liebe Gabi,
      freut mich das es dir gefallen hat!
      beste Grüße
      Timo

      Antworten
  2. Yvonne

    Hallo Timo,
    guter Blog! Gibt es denn auch weiße Rhetorik und wenn ja, was ist das?
    Liebe Grüße,
    Yvonne

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert