„Ich habe viel zu bieten, aber niemand fordert es ein – mich quält die Langeweile.“ So beschreibt Anna (36) ihr Gefühl der Unzufriedenheit im Job. Sie steckt mitten im Boreout: Früher leitete sie Marketing und Kommunikation in einer Klinik, aber nach einer Umstrukturierung fühlt sie sich unterfordert. Ihr neuer Teamleiter ignoriert ihre Vorschläge. Sie kämpft um Anerkennung und ist zunehmend erschöpft. Trotz Loyalität gegenüber den netten Kollegen merkt sie: So kann es nicht weitergehen.
„Meine Freundin meinte, ich sollte mir Hilfe holen, weil ich nicht weiter weiß “, sagt Anna. „Ich möchte mich wieder lebendig fühlen – im Job und privat.“ Sie hat kurz über Psychotherapie nachgedacht, sich dann aber doch für Coaching entschieden.
Inhalt
Text: Boreout als Anstoß zur Veränderung
1. Boreout – Analyse
2. Praktische Lösungen gegen Boreout
3. Boreout: Psychologie
4. Boreout: Philosophie
5. Boreout-Selbsttest
1. Boreout – Analyse
Annas Boreout resultiert aus anhaltender Unterforderung und fehlender Wertschätzung. Die Hauptursachen:
- Verlust beruflicher Erfüllung: Früher hatte Anna mehr Verantwortung, jetzt fühlt sie sich auf eine passive Rolle reduziert.
- Unzureichende Nutzung ihrer Fähigkeiten: Ihre Expertise bleibt ungenutzt, wodurch sie sich überflüssig fühlt.
- Kommunikationsprobleme mit dem Vorgesetzten: Ihre Vorschläge werden ignoriert, was Frustration, Wut und innere Resignation verstärkt.
- Fundamentales Motivationsproblem: Anna braucht nicht nur eine anspruchsvolle Aufgabe, sondern auch die Freiheit, ihre kreativen Ideen auszuleben. Das Fehlen dieser Möglichkeit nimmt ihr die Freude an der Arbeit. Diese Faktoren führen zu Erschöpfung und dem Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden.
2. Praktische Lösungen gegen Boreout
- Kommunikation verbessern
Anna verbessert die Zusammenarbeit mit ihrem Vorgesetzten, indem sie aktiv zuhört, gezielt nachfragt und Missverständnisse frühzeitig klärt. - Mehr Erholung einbauen
Sie arbeitet einen Tag weniger pro Woche. Diese Pause hilft ihr, neue Energie zu tanken. - Eigene Bedürfnisse ernster nehmen
Anna nimmt alte Hobbys wie Kickboxen und Klettern wieder auf. Diese Aktivitäten bringen ihr Freude und Ausgleich. - Neue Herausforderungen suchen
Anna findet einen neuen Job in einer kleinen Firma, wo sie als Marketing-Managerin mehr Freiraum hat. Dort kann sie kreativ arbeiten und ihre Ideen eigenständig umsetzen.
Fazit
Nach 6 Monate Coaching fühlt sich Anna mental viel stabiler. Sie merkt, dass sie ihr Leben aktiv gestalten kann, und nutzt das Boreout als Anstoß für Veränderung. Ihr neuer Job ermöglicht es ihr, in einem Umfeld zu arbeiten, in dem sie nicht nur gefordert, sondern auch kreativ gefördert wird. Jetzt fühlt sie sich freier, selbstbestimmter und kann sich auf neue Lebensziele konzentrieren.
3. Boreout: Psychologie
Das Boreout-Syndrom tritt auf, wenn du dich bei der Arbeit total unterfordert fühlst – fast das Gegenteil von Burnout. Es kann sogar irgendwann in ein Burnout übergehen, wenn man es nicht frühzeitig erkennt und versucht die Ursachen zu bekämpfen.
In Diagnose Boreout (2007) erklären Philippe Rothlin und Peter R. Werder, dass Unzufriedenheit am Arbeitsplatz oft durch Langeweile entsteht. Sie stützen sich dabei auf Gallup-Studien, und obwohl das Thema auf ziemlich großes Interesse stößt, fehlt noch eine wissenschaftliche Grundlage.
Langeweile am Arbeitsplatz: Die Ursache von Boreout
Es geht darum, dass Langeweile und mangelnde Aufgaben dazu führen, dass man im Job unzufrieden ist, auch wenn man eigentlich viel mehr leisten könnte. Auch wenn das Thema viel Aufmerksamkeit bekommt, ist es noch nicht komplett wissenschaftlich belegt.
Symptome von Boreout: Ähnlichkeiten zum Burnout
Menschen, die von Boreout betroffen sind, fühlen sich oft niedergeschlagen, haben Schlafprobleme und sind einfach erschöpft – genauso wie bei einem Burnout. Sie ziehen sich emotional zurück und meiden Engagement, bleiben aber aus Unsicherheit und aus Pflichtgefühl im Job.
Betroffene fühlen sich in dieser Unterforderung gefangen und wünschen sich, wirklich etwas Sinnvolles zu tun – sie möchten nicht nur für ihre bloße Anwesenheit bezahlt werden.
Warum Boreout weniger erkannt wird als Burnout
Burnout wird etwa dreimal häufiger erkannt als Boreout. Das liegt vielleicht auch daran, dass Menschen mit Boreout sich oft nicht trauen, Hilfe zu suchen. Wie der Psychologe Wolfgang Merkle sagt, ist es einfacher zu sagen: „Ich bin überfordert“, als zuzugeben: „Ich habe einfach nichts zu tun.“
Fundamentale Motivation: Warum sie schwer zu finden ist
Ein zentraler Aspekt von Boreout ist der Verlust der fundamentalen Motivation – das innere Bedürfnis, sinnvolle Arbeit zu leisten. Diese Motivation zu erkennen, ist jedoch nicht einfach. Sie erfordert intensive Selbstreflexion, um herauszufinden, was einen wirklich antreibt und erfüllt. Aber genau diese Reflexion fällt vielen schwer, da sie Zeit, ehrliche Auseinandersetzung und oft professionelle Unterstützung benötigt.
Ein Coach oder Psychologe, der sich mit beruflicher Sinnfindung beschäftigt, kann dabei helfen, die eigene Motivation zu entdecken und eine Tätigkeit zu finden, die sowohl fordert als auch erfüllt. Ohne diese Unterstützung bleiben viele Betroffene in ihrer Unterforderung gefangen, was langfristig zu psychischer Erschöpfung führen kann.
4. Boreout: Philosophie
Das Mechanische und die verlorene Freiheit
Der Philosoph Henri Bergson beschreibt Freiheit als etwas Fließendes, Lebendiges – im Gegensatz zum Mechanischen, das uns erstarren lässt. Wer im Boreout steckt, erlebt genau das: Die Arbeit läuft weiter, fast automatisch, aber innerlich bewegt sich nichts mehr. Es gibt keine Entwicklung, keine Überraschung, keine echte Herausforderung. Nur Wiederholung.
Von der Leere zur Leidenschaft
Anna erlebt genau diesen Stillstand: Äußerlich funktioniert alles, aber innerlich fühlt sie sich wie eingefroren. Bergson würde sagen, dass sie ihre Lebendigkeit verloren hat, gefangen im Mechanischen. Um dem Boreout zu entkommen, musste sie wieder echte Impulse spüren – durch Herausforderungen, durch kreative Freiheit, durch das, was sie wirklich erfüllt. Das hat sie in ihrer neuen Firma endlich gefunden.
5. Boreout-Selbsttest
Hinweis: Dieser Test dient nur zur Orientierung und hilft dir herauszufinden, ob du Anzeichen von Boreout hast. Beantworte die Fragen ehrlich mit Ja oder Nein.
1. Emotionale und körperliche Symptome
1. Fühlst du dich oft müde oder erschöpft, obwohl du nicht überarbeitet bist?
2. Leidest du unter Schlafproblemen oder körperlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Magenproblemen?
2. Arbeitszufriedenheit und Motivation
3. Hast du das Gefühl, dass deine Fähigkeiten nicht genutzt werden?
4. Langweilst du dich oft bei der Arbeit und weißt nicht, wie du die Zeit füllen sollst?
3. Arbeitsumfeld und Perspektiven
5. Bleibst du in deinem Job, obwohl du unzufrieden bist, aus Angst, nichts Besseres zu finden?
6. Hast du das Gefühl, deine Zeit im Job ist verschwendet?
4. Persönliche Werte und Einstellungen
7. Ist es dir wichtig, dass deine Arbeit sinnvoll ist, aber du erlebst oft das Gegenteil?
8. Fühlst du dich aus Loyalität oder Unsicherheit an deinen Job gebunden?
Auswertung
Zähle, in welchem Bereich du am häufigsten mit Ja geantwortet hast:
- Emotionale und körperliche Symptome → Dein Boreout belastet dich bereits gesundheitlich. Achte auf Warnsignale und gönn dir Erholungsphasen.
- Arbeitszufriedenheit und Motivation → Deine Arbeit fordert dich nicht genug. Überlege, ob neue Aufgaben oder eine Weiterbildung helfen können.
- Arbeitsumfeld und Perspektiven → Du fühlst dich in deinem Job festgefahren, und prokrastinierst? Prüfe Alternativen oder sprich mit deinem Vorgesetzten.
- Persönliche Werte und Einstellungen → Dein Job passt nicht zu deinen Ansprüchen. Finde Wege, um wieder Sinn und Motivation in deiner Arbeit zu sehen.
© Timo ten Barge 27.02.25
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