Beziehungskonflikte: Vermeide diese 3 fatalen Fehler

by | Social skills | 0 comments

„Du hast ein Bindungsproblem – vielleicht solltest du mal zum Psychologen und deine Kindheit aufarbeiten. Das würde auch unsere Beziehungskonflikte erklären.“

Patrick schüttelt den Kopf, wenn er mir davon erzählt. Ende 30, erfolgreicher Berater, weiß eigentlich ziemlich genau, was er will.

Seine Freundin hat gerade Stefanie Stahls ´Das Kind in dir muss Heimat finden´ gelesen – jetzt ist sie überzeugt, dass ungelöste Kindheitstraumata ihre Beziehung belasten.

 

Inhalt

1. Einleitung: Beziehungskonflikte
2. Psychologische Analyse: Nähe, Distanz – und was Freiheit wirklich heißt
3. Praxis: Strategien für eine entspanntere Beziehung
4. Fazit: Life Coaching Sessions
5. Konflikte in der Beziehung: Psychologie
6. Konflikte in Beziehungen: Philosophie
7. Fazit: Beziehungskonflikte
8. Beziehungstest: Wie gehst du mit Konflikten um?

 

1. Einleitung: Beziehungskonflikte

 

Bindungsangst?

Es steht für sie fest: Patrick hat Bindungsangst, weil er oft viel Zeit für sich braucht und sich nicht immer danach fühlt, diese mit ihr oder ihren Freunden zu verbringen.

Freiheit

Dabei läuft es zwischen ihnen gar nicht so schlecht.
Sie lieben beide das Reisen – am liebsten im alten VW-Bus quer durch Europa. Freiheit ist für beide ein großes Thema, genauso wie persönliche Weiterentwicklung.
Und trotzdem kracht es in letzter Zeit öfter.

Muster

Wenn ich Patrick frage, welche Muster er bei ihren Meinungsverschiedenheiten erkennt, ist er ist erstmal überfragt. Am Ende der 90 minütigen Session entdecken wir schließlich drei potenzielle Konflikte: Vorwürfe, der Kampf darum, wer am Ende “Recht” behält – und sein eigenes starkes Bedürfnis nach Rückzug und Zeit für sich.
Und genau darum geht es eigentlich: Nähe, Distanz – und unterschiedliche Vorstellungen davon, was Freiheit wirklich bedeutet.

 

2. Psychologische Analyse

 

Wenn man genauer hinschaut, sind die Streitpunkte zwischen Patrick und seiner Freundin gar nicht so spektakulär – sie erzählen eine Geschichte, die viele Paare kennen:

Vorwürfe

Wenn Patrick sich nach stressigen Arbeitstagen lieber alleine zurückzieht oder mit seinen Freunden unterwegs ist, fühlt sich seine Freundin oft zurückgewiesen. Schnell fallen dann Sätze wie: „Du lässt mich allein!“

 

Siegermentalität

Im Streit versucht oft jeder, den anderen von seiner Sichtweise zu überzeugen, anstatt wirklich zuzuhören. Es geht weniger um Verständnis – mehr um Recht haben.

 

Bedürfnis nach Distanz

Patrick liebt seine Freundin und ihren gemeinsamen Hund. Aber er genießt es auch, einfach mal allein eine Runde mit dem Hund zu drehen – ohne gemeinsames Spazieren, ohne große Gespräche. Für ihn ist das wichtig, um aufzutanken. Für sie hingegen bedeutet Liebe, gerade solche Momente bewusst miteinander zu teilen.

 

Gemeinsamkeiten und Unterschiede:

Beide wünschen sich Freiheit – nur definieren sie diese Freiheit unterschiedlich. Beide lieben Abenteuer, Reisen im VW-Bus, Selbstentwicklung.
Für Patrick bedeutet Freiheit auch Zeit für sich, eigene Projekte, Rückzug mit dem Hund, Abende mit Freunden.

Für seine Freundin ist Freiheit eher die Möglichkeit, gemeinsam Pläne zu schmieden und dabei trotzdem sie selbst zu bleiben.
Das Problem ist weniger, dass Patrick „ein Bindungsproblem“ hat, und in Psychotherapie muss. Vielmehr sprechen sie über Freiheit – aber meinen oft nicht dasselbe.

Und: Patrick äußert seine Bedürfnisse nicht klar genug. Er zeigt seiner Freundin nicht deutlich, dass sein Wunsch nach Zeit für sich kein Ausdruck von weniger Liebe ist, sondern seine Art, Energie zu tanken und die Beziehung lebendig zu halten.

 

3. Praxis: Beziehungskonflikte

 

1. Bedürfnisse klar formulieren:

Patrick übt, seine Wünsche offen zu sagen:
„Ich liebe dich. Trotzdem brauche ich aber auch Zeiten nur für mich – das hat nichts mit dir zu tun.“
Gerade in Momenten, wo er Abstand braucht, hilft eine klare Ansage viel mehr als Schweigen oder Ausweichen.

2. Missverständnisse entlarven:

Statt über das Ob eines gemeinsamen Spaziergangs zu diskutieren, reden sie jetzt über das Warum:
Warum tut es gut, Zeit zusammen zu verbringen? Warum tut es gut, auch mal getrennt Zeit mit dem Hund zu verbringen?

3. Gemeinsame und individuelle Freiheit anerkennen:

Beide erkennen: Ihre Vorstellungen von Freiheit widersprechen sich nicht unbedingt – sie ergänzen sich.
Gemeinsame Abenteuer, neue Länder entdecken, Persönlichkeitsentwicklung – ja.
Aber eben auch: Jeder darf seinen eigenen Raum behalten, ohne dass das Misstrauen weckt.

4. Keine zwanghafte Kindheitsanalyse:

Manchmal hilft es, die Vergangenheit zu verstehen – aber in ihrem Fall geht es viel mehr darum, die Kommunikation im Hier und Jetzt zu verbessern.
Nicht jeder Wunsch nach Eigenständigkeit braucht eine psychologische “Diagnose”.

 

4. Fazit: Life Coaching Sessions

 

Heute läuft es bei Patrick und seiner Freundin entspannter.
Sie versteht besser, dass Patrick nicht auf Distanz geht, weil er sie weniger liebt – sondern damit er sie lieben kann, ohne sich selbst zu verlieren. Sie schämt sich jetzt etwas dafür, dass sie so geklammert hat.

Er zeigt seine Gefühle klarer, schenkt ihr bewusste Aufmerksamkeit, wenn sie zusammen sind. Sie unternehmen mehr gezielt zusammen.
Außerdem: Sie reden viel mehr über ihre Werte und Lebensziele, was ihr die Sicherheit gibt, dass sie wirklich ein Team sind – auch wenn sie manchmal unterschiedliche Wege brauchen, um sich selbst treu zu bleiben.

 

5. Psychologie: Beziehungskonflikte

 

1. Einladung zum besseren Verstehen 

In Beziehungen treffen unterschiedliche Prägungen und Erwartungen aufeinander. Konflikte entstehen nicht, weil etwas falsch läuft, sondern weil diese Unterschiede sichtbar werden. Streit ist eine Chance, besser zu verstehen, was der andere braucht, um sich sicher und gehört zu fühlen, es stärkt eher die Beziehung.

 

2. Gottmans “Love Lab

Der Psychologe John Gottman untersuchte Paare jahrzehntelang in seinem „Love Lab“. Dabei fand er heraus: Nicht der Streit selbst trennt Paare – sondern wie sie streiten. Problematisch sind:

  • Kritik
  • Abwehr
  • Verachtung
  • Mauern

die sogenannten „Vier apokalyptischen Reiter“. Paare, die auch im Streit Empathie und Humor zeigen, haben deutlich bessere Chancen, zusammenzubleiben.

 

3. Warum manche Konflikte bleiben dürfen

Viele Konflikte drehen sich nicht um konkrete Themen, sondern um tieferliegende Bedürfnisse. Laut Gottman bleiben etwa 69 % aller Beziehungsprobleme dauerhaft bestehen, weil sie auf Persönlichkeitsunterschieden beruhen. Entscheidend ist nicht, alles zu lösen – sondern Wege zu finden, damit umzugehen und trotzdem verbunden zu bleiben.

 

6. Konflikte in Beziehungen: Philosophie

 

In Beziehungen treffen oft unterschiedliche Welten aufeinander. Konflikte können als Kampf erlebt werden, in der es nur um „Gewinnen“ geht – jeder verteidigt seine Position, ohne wirklich zuzuhören. Dieser Mindset führt oft zu Frustration und Entfremdung.

Anders ist es, wenn Konflikte als Chance zur Kooperation verstanden werden. Hier geht es nicht darum, den anderen zu besiegen, sondern in den Dialog zu treten und gemeinsam Lösungen zu finden. Es wird weniger um „Recht haben“ gekämpft, sondern mehr um das Verstehen des anderen.

 

Kampfzone – Michel Houellebecq

In Beziehungen treffen oft unterschiedliche Welten aufeinander. Konflikte können dann als „Kampfzone“ erlebt werden, in der jeder nur darauf aus ist, zu „gewinnen“.
Michel Houellebecq beschreibt in seinen Werken das menschliche Streben nach Macht und Kontrolle – ein unaufhörlicher Kampf, der oft zu Isolation und Entfremdung führt. Statt wirklich zuzuhören, geht es dabei nur um das Festhalten an der eigenen Position.

 

Kooperation – Jean-Paul Sartre

Anders wird der Konflikt, wenn er als Chance zur Kooperation verstanden wird. Jean-Paul Sartre spricht von der „Freiheit des Anderen“ als Fundament jeder Beziehung.

Für Sartre liegt die wahre Herausforderung in der Anerkennung der Freiheit des anderen, ohne diese als Bedrohung zu sehen. Ein echter Dialog entsteht erst, wenn beide Partner bereit sind, sich in ihrer Authentizität zu begegnen und gemeinsam neue Wege zu finden.

 

7. Fazit: Beziehungskonflikte

 

Patrick und seine Freundin zeigen, wie bestimmte Muster immer wieder zu Streit führen. Drei zentrale Fehler sind:

1. Vorwürfe: Anstatt über Bedürfnisse zu sprechen, wird Schuld zugewiesen.
2. Siegermentalität: Es geht mehr ums Gewinnen als ums Verstehen.
3. Distanzangst: Rückzug wird als Ablehnung missverstanden, anstatt als Bedürfnis erkannt.

 

8. Beziehungstest: Wie gehst du mit Konflikten um?

 

Kategorie 1: Vorwürfe – Worte, die trennen statt verbinden
(Erkennst du dich in diesen Aussagen?)
1. Wenn ich verletzt bin, neige ich dazu, dem anderen die Schuld zu geben, anstatt über meine Gefühle zu sprechen.
2. Bei Unstimmigkeiten benutze ich manchmal verletzende oder abwertende Formulierungen.
3. Ich fühle mich-selbst oft ungerecht behandelt und sage das dem anderen eher in Vorwurfsform als in Ich-Botschaften.

Kategorie 2: Machtkampf – Rechthaben statt Verstehen
(Was ist dir im Streit wichtiger?)
4. Ich habe oft das Bedürfnis, meine Sichtweise durchzusetzen, auch wenn ich merke, dass es den anderen verletzt, oder Angst macht.
5. Ich höre im Streit eher darauf, wie ich kontern kann, als wirklich zuzuhören.
6. Nach einem Streit fühle ich mich besser, wenn ich „gewonnen“ habe.

Kategorie 3: Flucht – Stille, die als Ablehnung missverstanden wird
(Was passiert bei emotionaler Anspannung?)
7. Wenn ein Streit eskaliert, ziehe ich mich lieber zurück, statt weiter zu reden.
8. Ich brauche oft lange, um nach einem Streit wieder offen auf den anderen zuzugehen.
9. Ich habe Angst, dass zu viel Nähe mich überfordert, und halte dann emotional oder räumlich Abstand.

• Zähle, wie viele Fragen du mit Ja beantwortet hast.
• Jede Kategorie zeigt dir, wo euer größtes Konfliktmuster liegen könnte:
o Viele Ja bei Vorwürfen → Lernfeld: Wertschätzende Kommunikation.
o Viele Ja bei Machtkampf → Lernfeld: Zuhören und Verstehen.
o Viele Ja bei Flucht → Lernfeld: Nähe zulassen und klare Grenzen setzen.

 

© Timo ten Barge 30.04.25

Hat dir dieser Blog gefallen? Dann könnten dich auch folgende Blogs interessieren:

Charisma im Beruf
Nein sagen im Beruf – Ja zu den eigenen Bedürfnissen: 5 Tipps
Wie Speed-Dating das Flirtverhalten verbessert -12 Tipps
Argumentieren: die Kunst, mit zwei Prinzipien zu überzeugen

Du hast Fragen, oder möchtest einen Kommentar abgeben? Dann schreibe mir doch gerne eine Nachricht gleich hier unten.

0 Comments

Submit a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *