Zeit und Selbstbestimmung: Die Philosophie hinter einem erfüllten Leben

von | Arbeit und Zeitmanagement | 4 Kommentare

Hin und wieder haben wir das intuitive Gefühl, dass die Zeit uns beherrscht, anstatt dass wir sie kontrollieren.

Dieses Gefühl tritt oft auf, wenn die anfängliche Motivation nachlässt oder wenn wir uns nicht mehr mit unseren Aufgaben identifizieren. Das Resultat kann schlechtes Zeitmanagement sein, aber was steckt dahinter?

 

Selbstbestimmung und Fremdbestimmung in der Arbeit

Die „Self-Determination Theory“ (SDT) von den Psychologen Deci und Ryan gibt wichtige Einblicke in die Bedeutung von Selbstbestimmung und Fremdbestimmung in der Arbeitswelt. Diese Theorie besagt, dass die Art und Weise, wie Menschen ihre Zeit bei der Arbeit verbringen, einen erheblichen Einfluss auf ihr Wohlbefinden und ihre Motivation hat.

Sie argumentiert, dass die Erfüllung grundlegender psychologischer Bedürfnisse, wie Autonomie (Selbstbestimmung), Kompetenz und soziale Eingebundenheit, entscheidend für die intrinsische Motivation eines Individuums ist. Wenn Menschen in ihrer Arbeitszeit die Möglichkeit haben, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln und sich mit anderen zu verbinden, fühlen sie sich in der Regel autonomer und motivierter.

 

Zeit und Fremdbestimmung

Wenn wir uns schließlich von unseren Kollegen oder Vorgesetzten entfremdet fühlen und keine positiven Emotionen mehr erleben, wird die verstrichene Zeit nur noch als funktional wahrgenommen. In solchen Momenten fühlen wir uns unfrei und fremdbestimmt. Längerfristig kann dies zu Problemen führen und ein Burnout riskieren.

 

Zeit und Selbstbestimmung

In einem selbstbestimmten Leben erleben wir anerkennende Beziehungen und Empathie in der Kommunikation mit Kollegen. Diese zwischenmenschlichen Verbindungen stärken unser Mindset, indem sie uns ermutigen, authentisch zu sein und unsere persönlichen Werte zu leben.

Die verstrichene Zeit empfinden wir als Bereicherung, da sie uns die Möglichkeit gibt, unsere eigenen Stärken zu entwickeln und an unserer Selbstverwirklichung zu arbeiten.

 

Philosophischer Ansatz: qualitative Zeit

Ein philosophischer Ansatz betrachtet Zeit in zwei Formen: messbare „quantitative Zeit“ und die „wirkliche Zeit“. Die quantitative Zeit orientiert sich an Uhrzeiten und Terminen und ist intellektuell erfassbar.

Die wirkliche Zeit erleben wir, wenn wir im Einklang mit uns selbst und unserer Umgebung sind. Wir brechen aus dem ökonomischen Hamsterrad aus, reflektieren und widmen uns kreativen Tätigkeiten. Dieser Zugang zur wirklichen Zeit eröffnet Möglichkeiten zur Verwirklichung unserer Lebensziele und zur Erfahrung von Lob und Anerkennung.

 

Pragmatischer Ansatz: Zeit und Werterorientierung

Stephen Covey teilt die Zeit in vier Quadranten ein.

  1. Der erste Quadrant erfordert sofortige Aufmerksamkeit, um Zeit für wirklich wichtige Dinge (Quadrant 2) zu gewinnen.
  2. Im zweiten Quadranten finden sich Aufgaben, die mit unseren Werten in Einklang stehen und die uns persönlich weiterentwickeln lassen.
  3. Der dritte Quadrant umfasst Aufgaben, die delegiert werden können,
  4. während der vierte Quadrant Zeitvertreib ist, wie E-Mails schreiben oder im Internet surfen.

Achtsamkeit bei der Zuordnung von Aufgaben zu den Quadranten kann dazu beitragen, die Zeit effektiver zu nutzen und die persönliche Entwicklung zu fördern.

 

Fazit

Die bewusste Verwaltung der Zeit nach diesen Ansätzen ermöglicht es uns, uns freier zu fühlen und mehr Selbstbestimmung zu erlangen. Für Bergson bietet die qualitative Betrachtung der Zeit Lösungen, während Covey auf den zweiten Quadranten als Schlüsselbereich fokussiert.

 

Selbstübung nach Covey

Reserviere großzügig Zeit für den zweiten Quadranten, denn hier liegen die Schlüssel zur Erfüllung und Gelassenheit. Ein effektives Zeitmanagement bedeutet, in der Ruhe cool zu bleiben und deine Zeit nicht von alltäglichen Kleinigkeiten beherrschen zu lassen.

Das Ziel nach dem 2. Quadranten bezieht sich auf Aufgaben und Aktivitäten, die wichtig, aber nicht dringend sind. Diese Aufgaben sind von großer Bedeutung für unsere persönliche Entwicklung und Lebensziele. Es sind die obengenannte Bedürfnisse:

– Autonomie (Selbstbestimmung)
– Kompetenz
– soziale Eingebundenheit

Um diese Ziele effektiv zu erreichen, sind hier drei praktische Tools:

  1. Prioritätenliste: Erstelle eine Liste der wichtigsten Aufgaben und Ziele aus dem 2. Quadranten. Ordne ihnen eine Priorität zu, basierend auf ihrer Bedeutung für deine langfristige Entwicklung.
  2. Zeitblockierung: Reserviere feste Zeitblöcke in deinem Tagesablauf für Aufgaben aus dem 2. Quadranten. Stelle sicher, dass diese Zeitblöcke ungestört und achtsam genutzt werden.
  3. Wertebasierte Planung: Überlege, wie diese Aufgaben mit deinen persönlichen Werten und langfristigen Zielen in Einklang stehen. Dies kann dir zusätzliche Motivation und Sinnhaftigkeit verleihen.

Mit diesen Tools kannst du gezielt an der Verwirklichung deiner Ziele aus dem 2. Quadranten arbeiten und gleichzeitig Gelassenheit und Erfüllung in deinem Leben fördern.

 

Übung mit dem Life Coach – Selbstbestimmt werden

Als Life Coach setze ich praktische Werkzeuge ein, wie die Abstimmung persönlicher Werte auf Ziele mittels Wertelisten, um die Zeit authentisch zu gestalten. Tages- und Wochenplanungen sind wichtig, um die Lebenszeit im Blick zu behalten, ebenso wie verschiedene Modelle zur Zielerreichung. Letztendlich geht es darum, den 2. Quadranten (nach S. Covey) zu optimieren, ohne perfektionistische Ansprüche.

 

Lesetipps

Henri Bergson „Zeit und Freiheit“
Stephen Covey „Der Weg zum Wesentlichen“

 

© Timo ten Barge [31.05.2017]

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4 Kommentare

  1. Katja

    Hi Timo, Deine Blogs finde ich spannend und wirklich phantastisch! Dieses Thema spricht mich besonders an. Zeit! Ja, wie gehen wir damit um? Bestimmen wir die Zeit , oder lassen wir uns von der Zeit bestimmen? –

    Mich spricht hier der philosophische Ansatz an. INTUITIVE ZEIT! Gern nenne ich es auch QUALITY TIME, nicht gegen die Uhr,nur von der eigenen, gefühlten inneren Uhr geleitet.- Natürlich ist ein Gegenpol die Zeit, die unseren täglichen Ablauf mitbestimmt, aber nicht ausschliesslich bestimmen sollte. Nicht nach der Uhr, sondern nach der Intuition Zeit leben.

    Zeit ist kostbar! Sich Zeit nehmen, nicht funktionieren und sich damit kostbare Zeit rauben lassen. Das sollte das Ziel sein, selbstbestimmt mit Zeit umgehen, das ist innere Freiheit! So verstehe ich auch Freiheit im philosophischen Sinne. Zu erkennen, wie wertvoll Zeit ist, Zeit für sich arbeiten zu lassen, nicht gegen die Zeit ankämpfen zu wollen. Zeit ist aus meiner Sicht auch das Kostbarste, war man einem anderen Menschen schenken kann. Und natürlich sich selbst, sich Zeit nehmen und nicht stehlen lassen.

    John Steinbeck hat es meiner Meinung nach einmal sehr treffend formuliert: If it is right, it happens- the main thing is not to hurry. Nothing good gets away. – Das trifft auf viele Lebensbereiche zu meiner Meinung nach. Die Einstellung, Zeit als eine intuitive Komponente zu begreifen und zu leben, macht innerlich frei. Dann kann man auch gut mit Zeit umgehen. Und genau das bringt Dein Blog auf den Punkt, man muss sich unweigerlich die Frage stellen, wie will ich mit meiner so kostbaren Zeit umgehen. Auf jeden Fall selbstbestimmt!
    Liebe Grüße, Katja

    Antworten
    • Timo

      Hi Katja, danke für den sympathischen Beitrag!
      Ja, es wäre schön, wenn Menschen öfters nach der intuitiven Zeit Leben könnten. Echt frei fühlen sich die meisten Menschen leider nur im Urlaub. Toll das du es schaffst!
      Viele Grüße, Timo

      Antworten
      • Katja

        Hi Timo,
        danke für Deine Antwort! – Ich denke, wir sollten uns nicht das Leben von der Zeit diktieren lassen, sondern intuitiv- Intuition ist immer ein guter Ratgeber- Zeit als ein wertvolles Geschenk betrachten, mit dem wir sorgsam und eigenverantwortlich umgehen.

        Dann kommen wir auch nicht in das sogenannte HAMSTERRAD. LIFE IS NOW! Es lässt sich nichts verschieben, also Zeit sinnvoll und frei nutzen! Liebe Grüße, Katja

        Antworten
        • Timo

          Hi Katja,
          das sehe ich genau so. Zum Thema Hamsterrad habe ich auch was geschrieben, vielleicht gefällt es dir.
          Viele Grüße, Timo

          Antworten

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