Wir bekommen gerne Lob, aber die meisten Menschen teilen nur selten Lob aus. Eine Amerikanische Studie zeigt, wie wichtig Lob ist und wie wir durch einige zielgerichtete Handlungen viel erreichen können. Die Probanden nahmen fälschlicherweise an, dass es anderen peinlich sein könnte, wenn sie ein Kompliment erhalten würden. Es stellte sich aber heraus, dass dies überhaupt nicht der Fall war.
Die Psychologin Erica Boothby fand zahlreiche Beiweise dafür, dass Menschen sich durch ein einfaches Lob glücklicher fühlen. Viele Menschen, die sich mit Lob zurückhalten, haben Angst, Lob nicht richtig aus zu drücken und lassen es dann lieber bleiben. Das ist eine verpasste Gelegenheit. Trotzdem ist uns Anerkennung lieber, als (nur) ein Lob, oder ein Kompliment, das hat wichtige Gründe.
Unterschied zwischen Anerkennung und Lob
Anerkennung ist das Gefühl, wahrgenommen, wertgeschätzt und sozial akzeptiert zu werden. Falls es Mangelware ist, fühlen wir uns nicht mehr Teil der sozialen Welt. Wenn wir viel Lob und Zuspruch bekommen, fühlen wir uns motivierter und selbstsicherer. Lob ist meistens etwas konkreter als Anerkennung und bezieht sich nur auf einen Teil der Person, es bezieht sich eher auf die Handlungsebene im Sinne von “gut gemacht” und ist etwas weniger umfassend als Anerkennung. Anerkennung ist ein Wert, Lob nicht. Der Soziologe Maslov sieht in seiner Bedürfnisspiramide die Anerkennung ganz oben noch vor sozialen Bedürfnissen wie Liebe und Freundschaft. Nur die Selbstverwirklichung steht noch darüber.
Vorteile von Anerkennung
Die Anerkennung hat sowohl was mit Selbstakzeptanz zu tun – „Wie stehe ich zu mir selbst?“ – als auch mit einem leistungsbezogenen Selbstwert – „Was kann ich gut?“ Es ist nicht nur wichtig, wie ich zu mir selbst stehe, wie es um meinen emotionalen Selbstwert bestellt ist, sondern auch wie hoch ich meine Kompetenzen, Fähigkeiten und meine Stärken einschätze. Wer außerdem zufrieden oder glücklich ist, lobt mehr und hat einen positiveren Mindset.
Anerkennung bezieht sich also auf die ganze Person, auf die Seins-Ebene. Deswegen ist ein Mangel daran für manche sogar ein Grund den Job zu wechseln.
Lob, Anerkennung und Perfektionismus
Kindheit
Die erste Anerkennung im Leben bekommen wir von unseren Eltern allein dadurch, dass wir gewünscht sind. Im Idealfall geben einem die Eltern das Gefühl wichtig zu sein, unabhängig vom eigenen Können.
Das passiert vor allem, wenn Kinder schon früh für ihre Anstrengungen und Leistungen gelobt werden und weniger für ihre Intelligenz oder ihr Talent. Wer schon früh für Übung und Ausdauer gelobt wird, steigert dadurch sein Selbstwertgefühl. Es glaubt daran, etwas aus eigener Kraft erreichen zu können, motiviert und schöpferisch zu sein. Es wird eher in der lage sein seine Lebensziele erreichen und zielführender mit Konflikte umgehen.
Glaubenssätze
Carol Dweck, Experte für Motivationspsychologie, nennt dies “growt mindset”. Dieses dynamische Selbstbild hilft uns, uns durch eigene Anstrengungen weiterzuentwickeln, dadurch Selbstvertrauen aufzubauen, und seine Ziele zu erreichen.
Negative Glaubenssätze wie “Das schaffe ich nie” oder “Andere können das besser” wollen dagegen betonen, dass Menschen mit bestimmten Fähigkeiten geboren werden, also privilegiert sind. Sie fördern ein statisches Selbstbild, ein “Fixed mindset”.
Ein zu großer Fokus auf Talent und Intelligenz kann also dazu führen, dass ein Kind alles tut, um vorformulierten Ansprüchen zu entsprechen und um so immer wieder Anerkennung und Lob zu bekommen.
Aus diesen Kindern können später Perfektionisten werden, die nie genug Lob und Zuspruch bekommen können. Ihr Anerkennungsbedürfnis macht sie abhängig und bewirkt ein niedriges Selbstwertgefühl, weil sie aus eigener Sicht nie genug Leistung erbringen.
5 Tipps für mehr Lob und Anerkennung
-> indem man selbst Anerkennung und Wertschätzung übermittelt
- Den Unterschied zwischen Anerkennung und Lob kennen und wissen, wann man was einsetzt
- Aufrichtig handeln beim Loben: Sprache, Mimik und Gestik müssen übereinstimmen. Die Körpersprache lügt nicht.
- Persönlich sprechen: Die Anerkennung oder das Lob müssen die Person in ihrer Einzigartigkeit auszeichnen, sie sollen nicht willkürlich wirken.
- Häufigkeit: Wertschätzung und Lob sollen regelmäßig ausgesprochen werden und kann am einfachsten in Form von aufrechtem Interesse gezeigt werden.
- Eher emotional als argumentativ betonen: Gefühle haben eine intensivere und nachhaltigere Wirkung als ausgesprochene Gedanken.
© Timo ten Barge [31.10. 2015]
Hallo Timo,
diesen Blog habe ich mehrfach gelesen! Ja, diese Komponenten muss man unterscheiden. Sicher ist es sehr entscheidend, als Kind gewollt und angenommen zu sein. Aber Anerkennung sollte nicht an bestimmte Ziele gebunden sein, haben wir sicher alle in der Kindheit erfahren. ABER: Ich finde, irgendwann ist da ein Schlussstrich, man kann nicht für alles die Kindheit verantwortlich machen und muss Eigenverantwortung übernehmen.
Lob ist essentiell, sicher. Lob treibt an, Lob motiviert. Sollte aber nie an Bedingungen gebunden sein.- Was man oft vergisst, man sollte sich auch öfter mal selber loben. Warum eigentlich nicht? Wenn ich Situationen gut in den Griff bekomme, souverän reagiere, darf ich mir auch mal imaginär selbst auf die Schulter klopfen und stolz auf mich sein, oder nicht? –
Warum verbinden wir Lob und Anerkennung immer mit Reaktion VON AUSSEN? Schade eigentlich! Ich glaube, das hat mit Selbstwertgefühl zu tun. Wir dürfen uns doch selbst loben,oder was denkst Du? Wir dürfen sagen, ja, das habe ich prima im Griff. Warum warten wir -wie ein Muster aus der Kindheit-immer auf Reaktionen von der Aussenwelt? Wie schade! Unser Selbstwertgefühl liegt in uns.
Dazu zählt auch, mit negativen Erfahrungen umzugehen und sie als Erfahrungen zu werten und nicht als Scheitern. Das trägt viel zu selbstbestimmten Handeln bei. Mut zum Scheitern und positiv bleiben! Scheitern kann auch mal neue Türen öffnen! Was denkst Du, Timo?
Grüsse Dich, Ralf
Hi Ralf,
Danke für den schönen Beitrag!
Ich bin da völlig deiner Meinung, sich selbst loben ist sinnvoll und wirkt sich positiv aus. Es hat nichts mit Überheblichkeit zu tun sondern eher mit Selbstakzeptanz, eine der wichtigsten Dimensionen von Selbstwert.
Mit negative Erfahrungen zielführend umzugehen, sie als Lektion abzuhaken ist sehr sinnvoll. Es zeigt dass man ein ‚growt mindset‘ hat, es fördert das Selbstvertrauen. Ich würde es deswegen auch kein Scheitern nennen sondern neutral, wie du selbst sagst „negative Erfahrungen“ die zum Teil unvermeidbar sind und zum Leben dazu gehören.
Ich hoffe ich habe deine Fragen ein wenig beantwortet.
Viele Grüße, Timo
DANKE DIR, Timo!
Ja, das beantwortet meine Fragen und lenkt den Blick in eine neue Richtung. Man kann dank Deiner Blogs die PERSPEKTIVEN neu einstellen. Das hilft sehr! Freue mich auf weitere Anregungen!
Viel Erfolg und viele Grüße! Ralf
Hallo Ralf,
sehr gerne:)
Viele Grüße, Timo