Lob: Die oft unterschätzte positive Wirkung

von | Soziale Kompetenzen | 4 Kommentare

„Ich gebe Komplimente wirklich selten. Es passiert, weil ich denke, dass Lob nicht so wirksam sind, oder aus Sorge, mein Gegenüber könnte sich verletzt fühlen.“

 

Die Macht der Komplimente

Wir freuen uns über Zustimmung, doch die meisten Menschen verteilen nur selten Lob, wie viele annehmen. Eine Amerikanische Studie zeigt, wie wichtig Komplimente sind und wie wir durch einige zielgerichtete Handlungen viel erreichen können. Die Probanden nahmen fälschlicherweise an, dass es anderen peinlich sein könnte, wenn sie ein Kompliment erhalten würden.

 

Glück durch Lob

Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass Menschen sich durch eine einfache Wertschätzung glücklicher fühlen. Viele Menschen, die sich mit Komplimente zurückhalten, haben Angst, Lob nicht richtig aus zu drücken und lassen es dann lieber bleiben. Das ist eine verpasste Gelegenheit.

 

Inhalt:

 

Text: Lob: Die oft unterschätzte positive Wirkung

1. Den positiven Effekt von Lob
2. Unterschied: Lob/ Anerkennung
3. Lob und Anerkennung in der Kindheit
4. Richtiges vs. Falsches Lob: Gefahren des Lobens
5. Tipps für Effektive Lob und Anerkennung

 

 

1. Den positiven Effekt von Lob

 

„Lob-Defizit-Illusion

In einer 2018 durchgeführten Studie von Vanessa Bohns und Erica Boothby von der Fakultät für Psychologie wurde festgestellt, dass Menschen oft denken, dass sie andere seltener loben, als sie es tatsächlich tun. Dieses Phänomen wird als „Lob-Defizit-Illusion“ bezeichnet.

 

positive Überraschung beim Loben

Die Forscher befragten die Teilnehmer (Studenten auf dem Campus) nach ihrem Lobverhalten und stellten fest, dass die meisten von ihnen den positiven Einfluss ihres Lobes unterschätzt hatten. Tatsächlich hatten viele von ihnen sogar erwartet, dass ihr Kompliment zu einem Misserfolg führen würde.

 

Lob als soziale Bereicherung

Das unterstreicht die Bedeutung des Lobens in zwischenmenschlichen Beziehungen und wie es die Art und Weise beeinflusst, wie wir Lob wahrnehmen sollten. Es ist also gut, sich bewusst zu sein, wie oft wir loben und wie positiv Komplimente in unseren sozialen Beziehungen wirken kann.

 

2. Unterschied: Lob/ Anerkennung

 

Der Hauptunterschied zwischen Lob und Anerkennung besteht darin, dass Lob normalerweise eine positive Bewertung oder Anerkennung für eine bestimmte Handlung, Leistung oder Verhalten darstellt, während Anerkennung allgemeiner ist und sich auf die Wertschätzung einer Person oder ihres Beitrags in einem breiteren Kontext bezieht.

 

Vorteile von Lob

Lob hat einige ganz bestimmte Vorteile gegenüber Anerkennung. Es liefert eine konkrete Rückmeldung, motiviert sofort, stärkt das Selbstbewusstsein, fördert die Leistungsverbesserung und betont den Erfolg und positive Ergebnisse. Dies macht sie zu einer effektiven Form der Anerkennung. Die 5 Vorteile sind:

 

1 Konkrete Rückmeldung: es ist spezifischer als Anerkennung.

2 Direkte Motivation: es kann eine unmittelbare Motivation bieten

3 Steigerung des Selbstbewusstseins: es hebt die individuellen Fähigkeiten und Qualitäten hervor

4 Leistungsverbesserung: es kann dazu beitragen, die Qualität der Leistung zu steigern

5 Fokussierung auf Erfolg: es legt den Schwerpunkt auf Erfolg und positive Ergebnisse.

 

Vorteile von Anerkennung

Anerkennung beeinflusst sowohl unser Selbstwertgefühl als auch unsere Wahrnehmung unserer eigenen Stärken. Dabei spielt nicht nur die Sicht auf uns selbst eine Rolle, sondern auch unser Mindset. Menschen, die glücklich sind, neigen dazu, sich selbst positiver wahrzunehmen und schätzen ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken höher ein.

Während Belobigung oft auf konkrete Handlungen oder Leistungen abzielt, umfasst Anerkennung die gesamte Person und drückt Wertschätzung für ihre Einzigartigkeit aus. Dies fördert ein starkes Selbstwertgefühl und schafft langfristige Motivation. Die 5 Vorteile von Anerkennung:

 

1 Ganzheitliche Wertschätzung: Anerkennung bezieht sich auf die gesamte Person.

2 Förderung des Selbstwertgefühls: Anerkennung trägt dazu bei, das Selbstwertgefühl zu stärken.

3 Langfristige Motivation: Anerkennung kann langfristige Motivation fördern, da sie auf das allgemeine Gefühl der sozialen Akzeptanz abzielt.

4 Reduktion von sozialer Isolation: Menschen, die sich anerkannt fühlen, sind weniger anfällig für soziale Isolation.

5 Förderung von Empathie: Menschen, die Anerkennung erfahre neigen dazu, die Bedürfnisse und Gefühle anderer besser zu verstehen.

 

3. Lob und Anerkennung in der Kindheit

 

Die erste Anerkennung im Leben bekommen wir von unseren Eltern allein dadurch, dass wir gewünscht sind. Im Idealfall geben einem die Eltern das Gefühl wichtig zu sein, unabhängig vom eigenen Können.

Das passiert vor allem, wenn Kinder schon früh für ihre Anstrengungen und Leistungen gelobt werden und weniger für ihre Intelligenz oder ihr Talent. Wer schon früh für Übung und Ausdauer gelobt wird, steigert dadurch sein Selbstwertgefühl. Es glaubt daran, etwas aus eigener Kraft erreichen zu können, motiviert und schöpferisch zu sein. Es wird eher in der lage sein seine Lebensziele erreichen und zielführender mit Konflikte umgehen.

 

4. Richtiges vs. Falsches Lob: Gefahren des Lobens

 

Richtig Loben

Carol Dweck, eine Expertin in der Motivationspsychologie, prägte den Begriff Growth Mindset, der die Idee eines dynamischen Selbstbildes beschreibt. Dieser Artikel untersucht, wie Lob und Anerkennung die Entwicklung von Kindern beeinflussen und wie ein zu starker Fokus auf Talent und Intelligenz zu Perfektionismus führen kann.

 

Perfektionismus vermeiden

Das „Growth Mindset“ betont die Fähigkeit zur persönlichen Weiterentwicklung durch Anstrengung. Lob für Anstrengung fördert ein gesundes Selbstbild und motiviert Kinder. Jedoch kann ein übermäßiger Fokus auf Talent und Intelligenz zu Perfektionismus führen, was das Selbstwertgefühl beeinträchtigt.

 

Fazit

Die Unterscheidung zwischen Loben und Flirten ist entscheidend. Kinder sollten ermutigt werden, sich kontinuierlich zu verbessern, ohne in die Perfektionismusfalle zu geraten, um ihr Selbstwertgefühl zu bewahren.

 

5. Tipps für Effektive Lob und Anerkennung

 

1.Verstehen des Unterschieds: Kenntnis über den Unterschied zwischen Lob und Anerkennung und die Fähigkeit, sie in passenden Situationen einzusetzen, ist entscheidend.

2. Aufrichtigkeit in Wort und Tat: Lob sollte aufrichtig sein und sich in Sprache, Mimik und Gestik widerspiegeln, da Körpersprache oft ehrlicher ist als Worte.

3. Persönliche Ansprache: Lob und Anerkennung sollten die Einzigartigkeit der Person betonen und nicht beliebig wirken.

4. Loben und Flirten: Achte auf den feinen Unterschied zwischen Loben und Flirten.

5. Betonung von Emotionen: Gefühle haben eine intensivere und nachhaltigere Wirkung als bloße Argumente.

 

© Timo ten Barge [31.10. 2015]

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4 Kommentare

  1. Ralf

    Hallo Timo,
    diesen Blog habe ich mehrfach gelesen! Ja, diese Komponenten muss man unterscheiden. Sicher ist es sehr entscheidend, als Kind gewollt und angenommen zu sein. Aber Anerkennung sollte nicht an bestimmte Ziele gebunden sein, haben wir sicher alle in der Kindheit erfahren. ABER: Ich finde, irgendwann ist da ein Schlussstrich, man kann nicht für alles die Kindheit verantwortlich machen und muss Eigenverantwortung übernehmen.

    Lob ist essentiell, sicher. Lob treibt an, Lob motiviert. Sollte aber nie an Bedingungen gebunden sein.- Was man oft vergisst, man sollte sich auch öfter mal selber loben. Warum eigentlich nicht? Wenn ich Situationen gut in den Griff bekomme, souverän reagiere, darf ich mir auch mal imaginär selbst auf die Schulter klopfen und stolz auf mich sein, oder nicht? –

    Warum verbinden wir Lob und Anerkennung immer mit Reaktion VON AUSSEN? Schade eigentlich! Ich glaube, das hat mit Selbstwertgefühl zu tun. Wir dürfen uns doch selbst loben,oder was denkst Du? Wir dürfen sagen, ja, das habe ich prima im Griff. Warum warten wir -wie ein Muster aus der Kindheit-immer auf Reaktionen von der Aussenwelt? Wie schade! Unser Selbstwertgefühl liegt in uns.

    Dazu zählt auch, mit negativen Erfahrungen umzugehen und sie als Erfahrungen zu werten und nicht als Scheitern. Das trägt viel zu selbstbestimmten Handeln bei. Mut zum Scheitern und positiv bleiben! Scheitern kann auch mal neue Türen öffnen! Was denkst Du, Timo?
    Grüsse Dich, Ralf

    Antworten
    • Timo

      Hi Ralf,

      Danke für den schönen Beitrag!

      Ich bin da völlig deiner Meinung, sich selbst loben ist sinnvoll und wirkt sich positiv aus. Es hat nichts mit Überheblichkeit zu tun sondern eher mit Selbstakzeptanz, eine der wichtigsten Dimensionen von Selbstwert.

      Mit negative Erfahrungen zielführend umzugehen, sie als Lektion abzuhaken ist sehr sinnvoll. Es zeigt dass man ein ‚growt mindset‘ hat, es fördert das Selbstvertrauen. Ich würde es deswegen auch kein Scheitern nennen sondern neutral, wie du selbst sagst „negative Erfahrungen“ die zum Teil unvermeidbar sind und zum Leben dazu gehören.

      Ich hoffe ich habe deine Fragen ein wenig beantwortet.

      Viele Grüße, Timo

      Antworten
  2. Ralf

    DANKE DIR, Timo!
    Ja, das beantwortet meine Fragen und lenkt den Blick in eine neue Richtung. Man kann dank Deiner Blogs die PERSPEKTIVEN neu einstellen. Das hilft sehr! Freue mich auf weitere Anregungen!
    Viel Erfolg und viele Grüße! Ralf

    Antworten
    • Timo

      Hallo Ralf,
      sehr gerne:)
      Viele Grüße, Timo

      Antworten

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