Midlife-Crisis bei Männern: Die Wahrheit, die dir niemand verrät

von | Sinn- und Wertefragen | 0 Kommentare

Ein Freund hat mir dieses Coaching geschenkt,“ beginnt Oskar, 48, pragmatisch. „Er meint, ich brauche mal einen neuen Impuls – mein Leben sei zu festgefahren. Und wenn ich ehrlich bin, hat er recht.“ Oskar zögert kurz, bevor er weiterspricht. „Er sagt oft, ich habe die Sonne in meinem Herzen verloren. Wenn ich darüber nachdenke, frage ich mich: Wann habe ich dieses Feuer in mir verloren? Und vor allem – wie kann ich es wieder entzünden?“

Oskar wirkt souverän, aber sein Tonfall verrät eine unterschwellige Unzufriedenheit. Er hat vieles erreicht, aber das Gefühl von Lebendigkeit fehlt.

„Ich habe das Gefühl, ich bin in einer Dauerschleife,“ erklärt er. „Es läuft alles gut – die Firma wächst, die Beziehung läuft stabil – aber ich spüre, dass mir etwas fehlt.“ Die Frage, warum er nicht glücklich ist, beschäftigt ihn. „Ich funktioniere, aber ich lebe nicht. Es gibt kaum noch Überraschungen in meinem Leben.“

Auf die Frage, was er verändern möchte, muss er nicht lange nachdenken: „Ich will mich wieder lebendig fühlen. Mehr Zeit für mich haben, mehr erleben, ohne das Gefühl, ständig auf der Überholspur sein zu müssen.“

Oskar ist ein erfolgreicher Unternehmer. Seine Softwarefirma floriert, aber der Preis dafür war hoch. Er hat jahrelang seine Bedürfnisse und Freundschaften hinten angestellt. „Ich bin jemand, der immer das nächste Ziel vor Augen hat. Aber inzwischen frage ich mich: Was bringt das alles, wenn die Leidenschaft fehlt?“

Ich erhoffe mir von dem Coaching, wieder richtig für etwas brennen zu können.

 

Inhalt

 

Text: Midlife-Crisis bei Männern: Stillstand oder Neubeginn?

1. Psychologische Analyse
2. Midlife-Crisis bei Männern: Praxis
3. Midlife-Crisis bei Männern: Psychologie
4. Grafik: Midlife-Crisis bei Männern
5. Midlife-Crisis bei Männern: Philosophie
6. Midlife-Crisis bei Männern: Test

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1. Psychologische Analyse

Oskar steckt mitten in einer klassischen Midlife-Crisis. Es geht nicht darum, dass er an seinem Erfolg zweifelt – der ist da. Es ist eher die Frage nach dem „Wofür?“
Die Routine, die er sich aufgebaut hat, bietet Stabilität, aber keinen Raum für Freiheit und Neues. Oskar möchte an folgenden Zielen arbeiten:

 

Ziele:

 

1. Leichtigkeit und Zufriedenheit

Oskar möchte verstehen, warum er sich trotz seines Erfolgs unzufrieden fühlt. Er erkennt, dass sein perfektionistischer Fokus auf Ziele ihm zwar beruflichen Erfolg gebracht hat, aber ihm fehlt die Freude an der Gegenwart. Auch möchte er wieder die Motivation spüren, die ihm verloren gegangen ist.

 

2. Freiheit und Gelassenheit

Er möchte sich aus dem Korsett ständiger Verpflichtungen befreien. Das Gefühl von Freiheit und Gelassenheit, dass früher durch Reisen und unbeschwerte Momente mit Freunden entstand, soll wieder Teil seines Lebens werden. Dabei will er lernen, seinem inneren Kritiker weniger Macht zu geben und sich selbst mehr Anerkennung zu schenken.

 

3. Neugier

Neue Impulse und Erlebnisse stehen im Fokus. Abseits von beruflichen Meilensteinen möchte er herausfinden, was ihn wirklich begeistert und antreibt.

 

Fazit:

Oskars Streben nach Erfolg hat ihn weit gebracht. Jetzt ist es an der Zeit, den Fokus zu verändern. Mehr Freiheit, echte Freundschaften und der Genuss des Moments sollen wichtiger werden als Zeitmanagement und Karrierestreben wo ein Burnout droht.

 

 

2. Midlife-Crisis bei Männern: Praxis

 

1. Selbstwert steigern durch Reflexion

Oskar arbeitet daran, seinen Selbstwert nicht länger ausschließlich über Erfolge und Meilensteine zu definieren. Er reflektiert, welche Werte wie Freiheit, Neugier und Zufriedenheit ihm wirklich wichtig sind, und bemüht sich dabei, authentischer zu werden und ehrlicher mit sich selbst zu sein. Dabei entdeckt er, dass viele seiner Probleme aus unrealistischen Erwartungen an sich selbst entstehen.

Werteübung:
• Oskar identifiziert seine Kernwerte und beginnt, seine Zeit und Energie gezielt darauf auszurichten. Mit einem neuen Mindset möchte er lernen, die Freude am Moment zu finden, statt ständig auf das nächste große Lebensziel hinzuarbeiten

 

2. Zeit für sich

Um Raum für sich selbst zu schaffen, plant Oskar bewusste Auszeiten – nicht nur kurze Wochenenden, sondern auch eine längere Reise allein.

Persönliche Auszeit:
• Ein wöchentlicher Nachmittag nur für ihn selbst, um Hobbys oder einfach Ruhe zu genießen.
• Eine einmonatige Motorradtour durch Skandinavien, um sich aus dem Alltag zu lösen und neue Perspektiven zu finden.

 

3. Netzwerk und Freundschaften

Oskar nimmt bewusst Kontakt zu alten Freunden auf, die er über die Jahre vernachlässigt hat.

Neuausrichtung:
• Gezielte Zeit mit Freunden: Regelmäßige Treffen und gemeinsame Unternehmungen.
• Langfristige Vision: Mit einem Freund plant er, in der Freizeit ein gemeinsames kreatives Projekt zu starten – etwas, das keine berufliche Verpflichtung ist, sondern rein aus Spaß entsteht.

 

Fazit:

Oskar hat erkannt, dass er seinen Alltag entschleunigen und seine Beziehungen stärken muss, um wieder Erfüllung zu spüren und resilienter zu werden. Durch mehr Leichtigkeit, neue Erlebnisse und eine Rückbesinnung auf seine Werte hat er einen neuen Lebensrhythmus gefunden.

 

 

3. Midlife-Crisis bei Männern: Psychologie

 

Krise mit Aussicht

Die Midlife-Crisis ist ein vielschichtiges Phänomen, das Männer in unterschiedlichen Formen erleben. Klischees, wie der plötzliche Kauf eines Motorrads oder das Bedürfnis nach einer neuen, aufregenden Beziehung sind nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Tatsächlich geht es meistens um eine tiefere psychologische Dynamik: Die Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit, das Hinterfragen von Lebensentscheidungen und die Suche nach einem Gefühl von Sinn.
Diese Phase muss aber nicht negativ sein.

 

Aufbruch ins Abenteuer

Eine Krise bedeutet wortwörtlich „Wendepunkt“. Männer, die spüren, dass alte Muster nicht mehr funktionieren, stehen vor der Chance, etwas Neues zu wagen: Hobbys wiederzuentdecken, Beziehungen zu vertiefen oder eine neue Perspektive aufs Leben zu gewinnen. Das erfordert Mut, aber es kann den Weg zu einem erfüllteren Leben ebnen.

 

Typische Anzeichen bei Männern:

• Starke Fixierung auf beruflichen Erfolg, verbunden mit einem Gefühl der Leere.
• Vernachlässigung von Freundschaften und Hobbys.
• Wunsch nach mehr Freiheit, Abwechslung und vor allem: Abenteuer.
• Fragen nach dem „Was wäre, wenn“ in Bezug auf verpasste Möglichkeiten.
• Steigender Druck, etwas zu verändern, bevor es „zu spät“ ist.

 

Psychologische Hintergründe:

 

Männer wie Oskar, die sich stark über ihre Leistung definieren, geraten oft in Konflikt, wenn die Erfolge nicht mehr die gleiche Befriedigung bringen. Die Midlife-Crisis ist dann eine Chance zur Neuorientierung.

 

4. Grafik

 

Midlife-Crisis bei Männern

Midlife-Crisis bei Männern

Die U-Kurve des Glücks zeigt, dass die Lebenszufriedenheit ab Ende 30 abnimmt, bevor sie ab Mitte 50 wieder ansteigt. Der Tiefpunkt liegt oft in der Mitte der 40er Jahre. Dieser Punkt markiert nicht das Ende, sondern den Beginn einer Phase bewussterer Lebensgestaltung.

 

 

5. Midlife-Crisis bei Männern: Philosophie

 

Die vermeidbare Sackgasse

Oskar hat sein Leben bisher wie ein gut durchdachtes Projekt geführt. Alles war geplant, jedes Ziel klar definiert, jede Aufgabe sauber abgehakt. Aber genau das scheint ihn jetzt in eine Sackgasse zu bringen. Viktor Frankl würde sagen, dass Sinn nicht in der totalen Organisation des Lebens entsteht, sondern genau dann, wenn man aufhört, alles krampfhaft zu steuern. Für Oskar heißt das: loslassen – einfach mal geschehen lassen, statt ständig zu kontrollieren. Dabei geht es auch darum, der Verführung zu widerstehen, alles immer perfekt machen zu wollen.

 

Die Schönheit des Zwecklosen

Vielleicht ist es an der Zeit, sich auf Dinge einzulassen, die keinen konkreten Zweck haben. Einen Abend mit Freunden verbringen, in Erinnerungen schwelgen, ohne darauf zu achten, wie schnell die Zeit vergeht. Eine Reise machen, bei der nicht das Ziel zählt, sondern der Weg. Oder einfach durch die Stadt schlendern, ohne Plan, ohne Absicht. Solche Momente, die kein Ergebnis liefern müssen, sind oft die, die uns wirklich berühren. Für Oskar könnten genau solche Erlebnisse der Anfang sein, wieder Lebendigkeit zu spüren.

 

Strategie der Planlosigkeit

Aber hier steckt ein kleiner Haken – ein Paradox: Sobald Oskar versucht, den Müßiggang als „Strategie“ zu nutzen, hat er ihn schon verloren. Wenn er sich sagt: „Ich mache das jetzt, damit ich wieder Sinn finde“, dann wird der Moment wieder zu einem Mittel für ein Ziel. Und genau das verhindert, dass er wirklich frei im Augenblick sein kann. Der Trick ist, Dinge einfach so zu machen – nicht, weil sie etwas bringen, sondern weil sie sich gut anfühlen.

 

Wenn loslassen die Herausforderung ist

Es klingt einfach, aber gerade dieses Loslassen ist oft die größte Herausforderung. Das Interessante ist, wenn Oskar es schafft, sich auf das Ungeplante einzulassen, wird er merken, dass genau dort etwas auftaucht, wonach er eigentlich sucht: dieses Gefühl lebendig zu sein. Das ist vielleicht der größte Sinn, den man finden kann, ohne danach zu suchen.

 

Fazit: Der paradoxe Plan, planlos zu sein

 

Oskars Midlife-Crisis zeigt, wie ein Leben, das nach Plan läuft, irgendwann seinen Glanz verlieren kann. Stabilität ist großartig – bis sie sich anfühlt wie Stillstand. Sein Erfolg hat ihm Struktur gegeben, aber auch die Leichtigkeit genommen, die Momente des echten Lebens ausmachen. Der Drang, immer das nächste Ziel zu erreichen, hat das Feuer, das ihn anfangs antrieb, in Routine erstickt.

Das Paradox? Das, was Oskar sucht – Lebendigkeit, Freiheit, Sinn – lässt sich nicht wie ein weiteres Ziel erreichen. Es taucht nicht auf, wenn man danach sucht, sondern genau dann, wenn man aufhört, es krampfhaft haben zu wollen. Es ist wie das Gefühl, das man bekommt, wenn man einfach durch die Stadt streift, ohne zu wissen, wohin. Oder wenn man mit Freunden Spaß hat und das Gefühl für Zeit verliert.

Das Leben entfaltet sich oft dort, wo man es am wenigsten plant. Und vielleicht ist das die Erkenntnis, die niemand dir sagt: Der Weg aus der Krise ist kein durchdachter Plan, sondern das Loslassen davon, immer einen haben zu müssen. Das Schöne am Leben ist, dass es in diesen Momenten voller Leichtigkeit am lebendigsten wird – ganz ohne Strategie.

 

 

6. Midlife-Crisis bei Männern: Test

 

Beantworte die folgenden 10 Fragen ehrlich, um herauszufinden, ob du möglicherweise in einer Midlife-Crisis steckst. Nutze die Skala von 1 bis 5:
1 = Trifft überhaupt nicht zu, 5 = Trifft vollkommen zu

Fragen

1. Hast du das Gefühl, in deinem Leben fehlt etwas, obwohl objektiv alles „gut“ läuft?
2. Denkst du häufig darüber nach, ob du in der Vergangenheit bessere Entscheidungen hättest treffen können?
3. Fühlst du dich oft in Routinen gefangen und sehnst dich nach Abwechslung?
4. Hast du das Gefühl, deine Leistungen oder Erfolge geben dir nicht mehr die gleiche Befriedigung wie früher?
5. Sehnst du dich nach mehr Freiheit und weniger Verpflichtungen in deinem Alltag?
6. Fühlst du, dass dir Abenteuer, Spontaneität oder Überraschungen in deinem Leben fehlen?
7. Hast du alte Hobbys oder Leidenschaften aufgegeben, die dir früher Freude bereitet haben?
8. Denkst du häufig darüber nach, wie andere Menschen ihr Leben gestalten und ob sie glücklicher sind als du?
9. Fühlst du dich oft müde, ausgelaugt oder innerlich leer, obwohl du körperlich gesund bist?
10. Hast du das Bedürfnis, deinem Leben eine neue Richtung zu geben oder etwas Neues auszuprobieren?
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Auswertung

Addiere deine Punkte und schaue, in welche Kategorie du fällst:

10–20 Punkte: Du bist zufrieden mit deinem Leben. Eine Midlife-Crisis ist aktuell kein Thema für dich. Genieße deinen Alltag und bleibe offen für neue Erfahrungen.

21–35 Punkte: Es gibt Anzeichen dafür, dass du mit einigen Aspekten deines Lebens unzufrieden bist. Überlege, was dir fehlt, und nimm dir bewusst Zeit für neue Impulse. Kleine Veränderungen können bereits helfen, dein Wohlbefinden zu steigern.

36–50 Punkte: Du befindest dich vermutlich in einer Midlife-Crisis. Es könnte dir helfen, über deine Prioritäten nachzudenken und herauszufinden, was dich wirklich glücklich macht. Vielleicht ist es Zeit, etwas Neues zu wagen oder alte Leidenschaften wiederzuentdecken.

Dieser Test soll dir Orientierung geben und Denkanstöße liefern, ersetzt aber keine professionelle Beratung oder Reflexion.

 

© Timo ten Barge 22.12.24

Bildquelle Blogbild:Pexels.

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