Psychologie im Life Coaching

 

Life Coaching versus Psychologie

Life Coaching unterscheidet sich von der Psychologie dadurch, dass es weniger analysiert, zukunftsorientierter ist und direkte Lösungsvorschläge bereithält.

Anders als in der Psychotherapie stehen also weniger die Verarbeitung von Problemen oder die Rückschau auf die Vergangenheit im Mittelpunkt.

Life Coaching hilft dabei, Talente zu entdecken, die in jedem Menschen schlummern. Eine persönlichkeitsanalyse wie die Big 5 kann für Life Coaching sehr hilfreich sein, indem sie Einblicke in individuelle Stärken, Schwächen und Verhaltensmuster liefert.

 

Psychologie Im Life Coaching

Als Basis des Life Coachings dient die humanistische Psychologie des Amerikaners Carl Rogers. Er stellte das Zuhören, die Erfahrungen zwischenmenschlicher Interaktion sowie das Streben nach Selbstverwirklichung in den Mittelpunkt seines Ansatzes.

Wer sich selbst verwirklichen möchte, muss zunächst bestehende Denkmuster verändern. Dies kann mit Hilfe des sogenannten Reframing geschehen, bei dem ein Mensch einen neuen Rahmen (Frame) für ein Verhalten oder eine Erfahrung sucht. Das gilt manchmal auch Kulturübergreifend bei Expats oder Migranten. Hier ist es wichtig eine Balance zu finden zwischen den eigenen und den fremden Werten.

Neben dem Verstand stellt Life Coaching auch die eigene Intuition in den Mittelpunkt. Im Idealfall fallen das bewusst und unbewusst Erlebte zusammen, was die eigene Kreativität fördert und einen Zustand von Glück – den Flow – hervorruft. Kinder besitzen diese Gabe ohne eigenes Zutun: Sie erleben Glücksgefühle, ohne sich dafür anstrengen zu müssen, sind immer wieder aufs Neue begeistert. Life Coaching möchte Erwachsenen dabei helfen, diesen ursprünglichen Zustand wiederzufinden.

 

Humanistische Psychologie – aktives Zuhören

Eines der wirkungsvollsten Instrumente im Life Coaching ist das aktive Zuhören. Es soll wichtige Aussagen und Gefühle des Gegenübers erkennen und klar und deutlich in eine einfache Sprache (um)formulieren.

Dies gelingt nur, wenn der Coach Vertrauen erzeugt, wenn sein Denken, Fühlen und Sprechen aufrichtig ist. Wenn also eine Übereinstimmung (Kongruenz) zwischen Denken, Fühlen und Sprechen besteht.

Das Ziel des Coaches ist es, eine Gesprächsebene auf Augenhöhe zu erreichen.

 

Muster im Denken brechen –  Reframing

Der Begriff Reframing stammt aus der NLP, der neuro-linguistischen Programmierung. Diese geht davon aus, dass Vorgänge im Gehirn (neuro) mit Hilfe der Sprache (linguistisch) änderbar (programmierbar) sind und will so bestehende Denkmuster durchbrechen.

Das Reframing ist ein kreatives Umdeuten alter Verhaltensmustern. Die Metapher verweist darauf, dass ein Bilderrahmen nur den Ausschnitt eines Gesamtbildes zeigt, einen Teil der Wirklichkeit und ein subjektives Bild. Wer das begreift, kann seinen Blickwinkel ändern.

Beim Kontext Reframing bleibt die Klage erhalten und wird als nützlich dargestellt. “ Ich bin immer so ungeduldig -> „Ich würde sagen, Ungeduld ist oft von Vorteil als tatkräftiger Manager“

Beim Bedeutungsreframing wird die Klage umgedeutet und der Inhalt verändert. “ Ich bin unsicher “ -> “ Ich würde sagen, du bist eher Behutsam“

In einem neuen Licht betrachtet (Kontext-Reframing) lassen sich störende Verhaltensweisen so ins Positive kehren oder abstellen.

Das Bedeutungs-Reframing (Inhalts-Reframing) ändert hingegen weder den Kontext noch die Situation als solche, sondern allein unsere Gedanken diesbezüglich.

Solche Reframings kennt man aus Märchen, Fabeln und Geschichten. Sie werfen neue Perspektiven auf: Aus gut wird böse und umgekehrt.

Als exemplarisch gilt hier die Fabel vom Fuchs, der nicht an die unerreichbar hoch hängenden Trauben herankommt. Indem er sie als zu sauer erklärt, findet er sich mit der Situation besser ab.

 

Psychologie - Fabel mit Fuchs und Trauben - Berg im Hintergrund

Kulturübergreifend: Expats und Migranten 

Jemand der beschließt, sein Vaterland zu verlassen (ex- patria), erweitert seinen Horizont im doppelten Sinne. Seine Umgebung ist von nun an eine andere und die Menschen, die ihn umgeben, haben andere Wertvorstellungen.

Diese Umstellungen können zu Anpassungsproblemen führen. Heimweh, räumliche Trennung von Familie, Isolation und Langweile können mögliche Folgen sein. Ganz allgemein kann das Gefühl entstehen, ein Fremdkörper in der neuen (deutschen) Kultur zu sein.

Es geht hierbei nicht um Kultur im engeren Sinne – Bildung, Kunst und Literatur -, sondern um Kultur im anthropologischen Sinne. Es geht nämlich um tiefer liegende Werte (gefestigt in Normen und Gesetzen), die für Außenstehende nicht sofort sichtbar sind. Sie sind nur scheinbar sichtbar anhand von Klischees wie der deutschen Vorliebe für Ordnung, Sauberkeit etc.

 

Folgende Fragen können auftauchen

  • Wie verhalten sich meine Normen und Werte in Bezug auf die der deutschen Kultur? -> Werte verstehen und Balance finden
  • Muss ich die Werte meiner eigenen Kultur aufgeben ? -> Will ich mich integrieren oder assimilieren?
  • Wieso finde ich keinen Anschluss? Sind die Deutschen zu verschlossenen/offen für mich?
  • Was kann ich an dieser Situation ändern? -> sich vertrauter fühlen in der deutschen Kultur

Kreativität – Kreative Phasen

Kreativität ist flexibles und originelles Denken, aber auch Quer-Denken, welchens nach spontanen und intuitiven Lösungen für Aufgaben und Probleme sucht. Das Modell der vier Phasen des kreativen Prozesses geht auf die Beobachtungen des französischen Mathematiker Henri Poincaré zurück.

Poincaré identifizierte bestimmte Elemente, die während seiner Gedankenarbeit fast immer in ähnlicher Weise auftauchten.

1. Phase der Vorbereitung (Erkennen des Problems oder der Herausforderung) Hier geht es darum, Informationen zu entdecken und zu sammeln. Aus dem Rohmaterial lassen sich später kreative Lösungsansätze entwickeln.

2. Phase der Inkubation (Reifungsprozess) Es folgt eine Phase der Entspannung. In dieser sackt das Problem in das Unterbewusstsein hinab, wird sogar scheinbar vergessen. Im Unterbewusstsein sortieren sich die Gedanken neu, entstehen ohne willentliches Zutun neue Einsichten.

3. Phase der Illumination (Der Geistesblitz) Der lang ersehnte Lösungsansatz taucht plötzlich aus dem Unterbewusstsein auf. Dies ist der Intuition zu verdanken, die Unterschwelliges zutage fördert und zum Vorschein bringt.

4. Phase der Verifikation (Überprüfung der Machbarkeit) Die vierte Phase, auch Gestaltungsphase genannt, arbeitet Lösungsansätze systematisch aus, die der Verstand dann zerlegt und analysiert.

Intuitive Lösungen tauchen häufig dann auf, wenn der Mensch nicht bewusst denkt und seinen Verstand durch andere Tätigkeiten entlastet. Das auf diese Weise entfokussierte Gehirn kann nun kreativ werden. Kein Wunder, dass sich Gedanken häufig beim Spazieren oder kurz vor dem Einschlafen neu ordnen und zu Ideen werden. Wer sie nicht aufschreibt, hat sie am nächsten Morgen meist wieder vergessen.

Nicht das viele Wissen, nicht die auswendig gelernten Lehrsätze, nicht die vielen gelesenen Ratgeber und Lehrbücher, sondern die Vorstellungen, die inneren Überzeugungen, die Welt- und Menschenbilder, mit denen wir herumlaufen, bestimmen unser Denken, Fühlen und Handeln. (Gerald Hüther Neurobiologe)

 

Glück – Flow-Erlebnis

Das Flow-Erlebnis ist ein mentaler Zustand, der sich einstellt, wenn eine Person völlig in ihrer Tätigkeit aufgeht. Es entsteht eine Phase von Selbst- und Zeitvergessenheit. Kurz gesagt: Etwas fasziniert uns enorm und nimmt uns ganz gefangen. Der amerikanische Psychologe Mihály Csíkszentmihályi hat in diesem Zusammenhang ein Konzept des Fließens und Strömens entwickelt. Er betont die Wichtigkeit eines spielerischen Elements, durch das der Mensch kreativ-gestalterisch wird.

Das Flow-Erlebnis entsteht, wenn wir ein eindeutiges Ziel verfolgen, uns auf dieses fokussieren und konzentrieren und dabei das Gefühl für die Zeit verlieren. Indem wir so in uns selbst aufgehen, verschmelzen Handlung und Bewusstsein. Erhalte wir zugleich ein direktes Feedback, werden also Erfolg oder Scheitern sofort sichtbar, können wir unser Handeln sofort anpassen. Das gibt uns ein Gefühl der Kontrolle über unser Tun. Die Aktivität belohnt uns, weil das bestehende Gleichgewicht zwischen Anforderung und Fähigkeit keine Langeweile aufkommen lässt.

Langweile gilt als Gegenposition zum Flow, ist allerdings nicht per se etwas Negatives. Sie überkommt jeden hin und wieder und lässt sich – nach der Theorie des Reframings – positiv nutzen. Auf diese Weise lässt sich die Langeweile als (Reife-)Phase im kreativen Prozess nutzen und kann sogar als Inspirationsquelle dienen:

The reason boredom deserves such scrutiny is that it represents pure, undiluted time in all its repetitive, redundant, monotonous splendor. […] Boredom is your window on the properties of time that one tends to ignore to the likely peril of one’s mental equilibrium. It is your window on time’s infinity. Once this window opens, don’t try to shut it; on the contrary, throw it wide open. 

-Joseph Brodsky Schriftsteller

 

Persönlichkeitsanalyse – Psychologie & nlp

 

Big-5-in der Psychologie

Die Big 5 Theorie basiert auf einer Ansammlung von Eigenschaftswörtern, die 5 Dimensionen der Persönlichkeit beschreibt.

Das Ergebnis dieser Analyse ist nicht wertend, sie gibt nur Hinweise auf Verhaltenstendenzen. Die Auswertung ist hilfreich, wenn es um Selbst- und Fremdeinschätzung geht, aber auch praktisch, wenn es um Studium oder Berufswahl/-wechsel geht.

Grob sind in der Persönlichkeitspsychologie folgende Hauptdimensionen zu unterscheiden, die jeweils ausdrücken:

  1. wie empfindlich wir sind → Emotionale Empfindlichkeit (selbstsicher/ verletzlich)
  2. worauf wir unsere Energie richten → Extraversion (zurückhaltend/ gesellig)
  3. wie wir denken → Offenheit für Erfahrungen (beständig/ experimentierfreudig)
  4. wie wir leben → Gewissenhaftigkeit (spontan/ zielstrebig)
  5. wie wir interagieren → Verträglichkeit (kompetitiv/ kooperativ)

 

Sorts im NLP

Bei NLP gibt es ähnliche Kategorien, nur dass diese Metaprogramme oder Sorts (engl.) heißen. Sie sollen helfen, sich selbst und andere besser einschätzen und leichter eigene Ziele erreichen zu können, indem man sich bewusst macht, welche Programme (un)bewusst ablaufen.

Sorts sind situations – und beziehungsspeziefisch: Zu Hause, an der Arbeit oder mit Freunden verhalten wir uns jedes Mal anders. Sie sind praktisch in der persönlichen und beruflichen Anwendung

Beispiele:

  1. Sort zum Thema Handeln/Aktivität Ich warte gerne ab, wie sich Dinge entwickeln. → proaktiv versus reaktiv/abwartend (bei Jung: aktiver Typ versus passiver Typ)
  2. Sort zum Thema Beziehungen Ich finde es wichtig, dass ich gut mit meinen Kollegen auskomme, Geld ist mir zwar auch wichtig, aber nicht entscheidend. → Nähe versus Distanz (bei Jung: Denktypus versus Fühltypus)
  3. Sort zum Thema Denkstile Ich finde es schön, (persönliche) Projekte zu entwickeln, aber verliere mich manchmal in Kleinigkeiten. → Überblick versus Detail (bei Jung: intuitiver Typ versus sensorischer Typ) Gemeinsam haben beide Theorien, das sie von C.G. Jung stammen